BERLIN. Das Berliner Landgericht hat den palästinensischen Influencer Atallah Younes, der während der vergangenen Silvesternacht in der Hauptstadt eine Wohnung mit einer Feuerwerksrakete beschossen hatte, zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der bisher geltende Haftbefehl wurde fallengelassen.
Die Staatsanwaltschaft forderte zwei Jahre Bewährung und warf Younes schwere Brandstiftung, versuchte gefährliche Körperverletzung sowie Sachbeschädigung vor. Davon sah das Landgericht nur den Straftatbestand der Sachbeschädigung als erfüllt an. Der Angeklagte habe keinen Vorsatz gehabt, das Haus dadurch in Brand zu setzen oder Menschen zu verletzen, begründeten die Richter ihre Entscheidung.
Die Verteidigung forderte dagegen einen Freispruch, da Younes seit Anfang Januar in Untersuchungshaft saß. Man könne nicht davon ausgehen, daß er „Tod und Verderben“ in Kauf genommen habe, betonte sein Anwalt Axel Czapp. Sein Mandant sei davon ausgegangen, daß die Rakete in den Himmel gehe.
Gewerkschaft der Polizei kritisiert Bewährungsstrafe
Kritik am Urteil kam von der Gewerkschaft der Polizei. „Wenn man für solch einen Wahnsinn mit einer geringen Bewährungsstrafe aus einem Gerichtssaal spaziert, darf sich niemand wundern, daß junge Männer für ein paar Klicks im Social Media so etwas veranstalten und gar nicht verstehen, daß man sie dafür zur Rechenschaft ziehen muß“, bemängelte der Vizechef des Berliner Landesverbandes, Thorsten Schleheider auf dem Kurznachrichtendienst X. Die Entscheidung der Richter sei ein „harter Schlag“ für seine Kollegen.
„Das Urteil heute ist ein harter Schlag für unsere Kollegen und alle Menschen da draußen, die friedlich den Jahreswechsel feiern“, sagt unser #GdP-Landesvize Thorsten Schleheider zum milden Urteil gegen den Raketen-Influencer pic.twitter.com/p8bfAWaKAo
— GdP Berlin (@GdPHauptstadt) April 9, 2025
In der Nacht zum Neujahr hatte Younes eine Rakete durch das offene Fenster einer Neuköllner Wohnung gefeuert. Dadurch setzte er einen Teppich in Brand, Personen kamen nicht zu Schaden. Der Palästinenser ließ die Tat filmen und verbreitete das Video anschließend in den sozialen Netzwerken. Am 4. Januar wurde er am Flughafen BER während eines Fluchtversuchs festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. (kuk)