BERLIN. Rund 50 Männer haben einen auf der arabisch geprägten Sonnenallee in Berlin-Neukölln im Einsatz befindlichen Krankenwagen der Feuerwehr gestoppt. Die Täter waren auf die Straße gerannt und hatten das mit Blaulicht fahrende Fahrzeug an der Weiterfahrt gehindert, die Türen aufgerissen und zwei Opfer einer Messerstecherei in den Patientenraum gesetzt.
Dann nötigten sie die Besatzung, die beiden ins Krankenhaus zu fahren. In dem Rettungswagen (RTW) befand sich zu diesem Zeitpunkt eine Frau, die wegen eines Notfalls in die Klinik mußte. Die Berliner Polizei hatte den Vorfall zunächst komplett anders dargestellt. Erst durch einen Bericht der BZ wurde er bekannt.
Wie die Polizei den Fall verdreht
Die Polizei berichtete zwar am Freitag von der nächtlichen Auseinandersetzung der Menschenmasse, von der Messerstecherei und den zwei Opfern. Aber dann hieß es: „Beide waren zwischenzeitlich von der Besatzung eines zufällig am Ort des Geschehens vorbeikommenden Rettungswagens in ein Krankenhaus gebracht worden, welches sie nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen konnten.“
Kein Wort über den bedrohlichen Vorfall für die Sanitäter und die Patientin, den die Feuerwehr dann aufgrund des BZ-Artikels im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses bestätigte. Die Meldung verschwieg auch, wie sich die RTW-Besatzung bedroht fühlte und deswegen die Polizei alarmierte. Auch darüber, daß dunkle Limousinen das Feuerwehrfahrzeug verfolgten und die Lage dadurch noch angsteinflößender war, erfuhr der Leser nicht.
Messerstecher festgenommen
Selbst Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kritisierte das Vorgehen ihrer Behörde: „Dann erwarte ich auch, daß solche Fälle sehr klar kommuniziert werden.“ Die Aktion des Mobs bezeichnete sie als ein „unwahrscheinliches Ding, das muß ich wirklich auch sagen“.
Den mutmaßlichen Messerstecher nahm die Polizei später fest. Der 34jährige kam zur erkennungsdienstlichen Behandlung in Polizeigewahrsam, aber später wieder frei. Es läuft ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs. Wie die Polizei den erzwungenen Stopp des Rettungswagens behandelt, ist bisher nicht bekannt. (fh)