BERLIN. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl als Kanzlerkandidat seiner Partei zu kandidieren. „Ich will nicht hinnhmen, daß Angst und Zorn uns aufzehren. Ich will für eine Gesellschaft einstehen, die Tatkraft und Solidarität miteinander verbindet, in der die Menschen zusammen halten, zusammen füreinander einstehen. Deshalb habe ich mich entschieden. Deshalb kandidiere ich noch einmal,“ sagte er am Freitag in einer auf Youtube und auszugsweise auf X geteilten Videoansprache.
„Die Krisen dieser Welt dringen in unseren Alltag vor“, betonte Habeck, „Frieden und Freiheiten stehen unter Druck wie lange nicht“. Ihn treibe daher an, „was wahrscheinlich auch Sie oder Euch antreibt, daß wir friedlich zusammenleben in Freiheit“. Er wisse, daß „Vertrauen kaputt gegangen“ sei und daß man sich einen Führungsanspruch erarbeiten müsse, er wolle ihn sich erarbten. „Deshalb möchte ich erst einmal zuhören, Ihnen und Euch, erfahen, was Sie umtreibt in Ihrem Alltag, worauf es Ihnen ankommt“.
Bereits am Donnerstag hatte der Politiker auf der Internetplattform X ein Video veröffentlicht, auf der er ein Armband trug, auf dem der Schriftzug „Kanzler Era“ zu lesen war. Mehrere Nutzer hatten dies als Anzeichen interpretiert, daß Habeck damit auf eine bevorstehende Kandidatur anspiele. Habeck hatte X im Jahr 2019 verlassen, war am Donnerstag allerdings zurückgekehrt.
Habeck gilt in Partei als Führungsfigur
Innerhalb der Partei galt Habeck bereits in den vergangenen Monaten als Favorit, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Seitdem Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Juli verkündet hatte, auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten, ziehe Habeck „die Fäden“ und gelte „als die Führungsfigur der Partei schlechthin“.
Das ist nicht der neue Praktikant. Das ist der Wirtschaftsminister der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Mit sehr viel Tagesfreizeit, um launige Werbevideos zu drehen. #Habeck4Kanzler pic.twitter.com/r0qZL0Ltoc
— Dieter Stein (@Dieter_Stein) November 8, 2024
Aktuelle Umfragen sehen die Grünen zwischen zehn und zwölf Prozent. Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2021 war die Partei noch mit 14,7 Prozent in den Bundestag eingezogen.
Zuvor war es innerhalb der Grünen zu mehreren Konflikten gekommen. Die Parteivorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang traten im September zurück. Auch der zehnköpfige Vorstand der Grünen Jugend trat im September aus. (lb/gb)