BRÜSSEL. Nach Einschätzung des „International Centre for Migration Policy Development“ (ICMPD) wird die Zuwanderung nach Deutschland und Europa auch in diesem Jahr erneut steigen. „Wir sehen keine Anzeichen für einen Rückgang der Zahlen“, sagte der Chef des ICMPD, Michael Spindelegger, dem Handelsblatt.
Vielmehr müsse man damit rechnen, daß sich noch mehr Migranten aus Krisenregionen Richtung Europa aufmachen, erwartet der ehemalige österreichische Außenminister. Der ÖVP-Politiker nannte dabei Afghanistan und den Gazastreifen. Auch aus der Ukraine könnten mehr Menschen kommen, wenn Rußland seine Bombardierung ukrainischer Städte verschärfen sollte.
Migration: Die meisten wollen nach Deutschland
Im ICMPD sind 20 Staaten Mitglied – auch Deutschland und die Türkei. Die 1993 gegründete Organisation wird von den UN und der EU gefördert. Eine genaue Prognose zur weiteren Zuwanderung will sie in den kommenden Tagen veröffentlichen.
Bereits 2023 war die Zahl der Asylanträge in der EU um 20 Prozent auf rund eine Million gestiegen. Das war der höchste Wert seit der Flüchtlingskrise 2016. Die meisten kamen im vergangenen Jahr nach Deutschland: 351.000 Menschen stellten hier einen Asylantrag.
Laut Spindelegger werde die Asylreform, die die EU kürzlich beschlossen hat, nichts an dem Zustrom ändern. Denn diese trete erst 2026 in Kraft: „Für dieses und nächstes Jahr brauchen wir uns keine Erleichterung zu erhoffen.“ Der ICMPD-Chef rechnet damit, daß die Migration beim Europa-Wahlkampf eine große Rolle spielen werde. (fh)