BERLIN. Die Bundesregierung hat der Ukraine die Erlaubnis erteilt, russisches Territorium mit deutschen Waffen anzugreifen. „In den letzten Wochen hat Rußland insbesondere im Raum Charkiw von Stellungen aus dem unmittelbar angrenzenden russischen Grenzgebiet heraus Angriffe vorbereitet, koordiniert und ausgeführt“, teilte ein Regierungssprecher am Freitagvormittag mit.
Die Ukrainer kämpften derzeit „um ihr Land und ihre Freiheit“, wobei sie von vielen Ländern „politisch, wirtschaftlich und militärisch“ unterstützt werden würden. „Gemeinsam sind wir der Überzeugung, daß die Ukraine das völkerrechtlich verbriefte Recht hat, sich gegen diese Angriffe zu wehren.“ Dazu könne sie auch die dafür gelieferten Waffen „in Übereinstimmungen mit ihren internationalen rechtlichen Verpflichtungen“ einsetzen – „auch die von uns gelieferten“, wie der Pressesprecher betonte.
Auch die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich erteilen Erlaubnis
Zuvor hatten auch die Vereinigten Staaten von Amerika der ukrainischen Regierung in Kiew ihr Einverständnis gegeben, Waffen aus US-Beständen auf russisches Staatsgebiet zu richten, solange sich die Ziele im Bereich Charkiw befänden. „Der Präsident hat angeordnet, dafür zu sorgen, daß die Ukraine zu Gegenangriffen mit amerikanischen Waffen im Kampf um Charkiw in der Lage ist“, ließ ein Beamter in Washington am Donnerstag der Zeitung Politico zufolge wissen.
Der Schritt solle dabei helfen, russische Vorbereitungen für künftige Offensiven zu erschweren. Frankreich und Großbritannien hatten ihre Zustimmung schon früher signalisiert. Spätestens beim Nato-Gipfel zum 75jährigen Bestehen des Bündnisses wollen sich die Mitgliedsstaaten auf eine gemeinsame Haltung in der Frage verständigen.
Ukraine beunruhigt Washington mit Angriffen auf Radarsysteme
Am Montag erst hatte die ukrainische Tageszeitung Ukrajinska Prawda unter Berufung auf den Militärgeheimdienst des Landes berichtet, das ukrainische Militär habe mit einer Drohne aus Eigenproduktion ein strategisch wichtiges Radarsystem in der Stadt Orsk am Ural – im südrussischen Oblast Orenburg – getroffen.
„Unsere Kamikazedrohne hat eine Strecke von mehr als 1.800 Kilometern bis zu der Einrichtung zurückgelegt und damit einen neuen Reichweitenrekord aufgestellt“, betonte die Quelle. Die Militärbasis unweit der Grenze zu Kasachstan ist Teil der Atomstreitkräfte des Landes und dient unter anderem der Ortung ballistischer Raketen in einem Umkreis von bis zu 6.000 Kilometern.
In der US-amerikanischen Regierung sorgte der Angriff für Unruhe. „Die Vereinigten Staaten sind besorgt über die jüngsten Angriffe der Ukraine auf russische Radarsysteme“, sagte ein Beamter der Washington Post am Mittwoch. (fw)