BERLIN. Das Geld saß locker, wenn es darum ging, kerngesunde Deutsche auf das Corona-Virus testen zu lassen. Überall eröffneten plötzlich Testzentren, die fürstlich bezahlt wurden. Allein in Berlin gab es 1656. Spätkauf-Besitzer Kemal C. betrieb angeblich 18 davon. In seinem Prozeß sagte er nun, das Geld habe damals auf der Straße gelegen, man mußte es nur einsammeln.
Doch damit kam er nicht durch. Das Gericht verurteilte ihn zu acht Jahren und neun Monaten Gefängnis wegen gewerbsmäßigen, besonders schweren Betruges. Einbezogen hat der Richter bei der Strafe eine Verurteilung aus dem vergangenen Jahr wegen Vergewaltigung und Körperverletzung.
Covid-Test-Zentren: Auch Schwester kassierte ab
9,7 Millionen Euro hatte Kemal C. bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu viel abgerechnet. Viele seiner Covid-Testzentren existierten nur auf dem Papier – und das Geld floß in Strömen. Insgesamt haben Verbrecher in Berlin im Zusammenhang mit Corona laut LKA um mindestens 243 Millionen Euro betrogen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Denn die Ermittler machten lediglich Stichproben.
Hätte er so viele Tests durchgeführt wie angegeben, dann hätte er, so der Richter laut Bild-Zeitung, in einem Schnelltestzentrum 19 Stunden hintereinander zwei Abstriche pro Minute machen müssen. Das fiel irgendwann doch auf. Tatsächlich hätten ihm nur 63.000 Euro zugestanden.
Seine Schwester Gülbeyaz W. erhielt wegen Beihilfe ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung. Sie kassierte zusätzlich zu den 9,7 Millionen ihres Bruders 2,4 Millionen Euro für nie stattgefundene Covid-Tests. (fh)