DÜSSELDORF. Angela Merkel hat erneut ihre Flüchtlingspolitik von 2015 verteidigt. Als die Migranten vor sechs Jahren nach Deutschland kamen, habe man sie nicht zurückschicken können. „Und jetzt zu sagen: Paßt mal auf, zurück übers Mittelmeer, das war für mich kein Weg“, sagte die scheidende Kanzlerin laut dpa während einer Talkrunde am Mittwochabend über die damalige Situation. Daß ihr Satz „Wir schaffen das“ eine Einladung an diese gewesen sei, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen, glaube sie nicht.
Das Jahr 2015 sei für die gebürtige Hamburgerin jedoch nicht die schwerste Station ihrer Amtszeit gewesen. Hier nannte Merkel stattdessen die Eurokrise, als sie den Bürgern in Griechenland so viel zugemutet habe. Ein positives Fazit ihrer Amtszeit zog die Kanzlerin trotzdem: „Ich finde, daß ich meinen Beitrag geleistet habe“ Auf die Frage, ob sie nach der Wahl mit ruhigem Gewissen aus dem Amt scheiden könne, antwortete Merkel mit „Ja“.
Merkel spricht über Kindheit
Neben ihrer politischen Bilanz sprach die Kanzlerin auch über Privates. Von 1973 bis 1978 studierte sie Physik an der Universität Leipzig. 80 Prozent der Physikstudenten seien damals männlich gewesen. „Die haben oft sofort alles angefaßt und losgelegt und irgendwas gemacht. Ich habe da immer gesessen und geguckt. Da waren dann natürlich alle Experimentiertische schon belegt“, berichtete die Kanzlerin. In dieser Zeit habe sie gelernt, sich im männlich dominierten Umfeld zu behaupten.
Mit der Journalistin Léa Steinacker, der Publizistin Miriam Meckel und der Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie sprach Merkel außerdem über ihre Kindheit: „Mein Vater war Pfarrer, wir waren ein offenes Haus. Es waren immer Menschen unterschiedlichster Gedankenrichtungen da“.
In der Vergangenheit hatte Merkel bereits die Entscheidung zur Grenzöffnung 2015 gerechtfertigt. Sie habe in einer schwierigen Phase „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt und stehe zu ihren Entscheidungen, betonte sie schon 2016. (es)