BERLIN. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner hat die Kritik am Datum seines Buchenwald-Besuchs als absurd zurückgewiesen. Die Vorwürfe seien an Unsinn kaum zu überbieten, sagte Brandner der JUNGEN FREIHEIT. Der AfD-Politiker hatte sich am vergangenen Mittwoch, den 8. August, mit dem Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge, getroffen.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelo (Linkspartei) warf ihm daraufhin vor, das Datum gezielt für seinen Besuch ausgesucht zu haben. Damit habe er die „geheimen Zeichen der Nazis“, die „Chiffren 88 oder 18“, bedienen wollen, da die 88 für Heil Hitler und die 18 für Adolf Hitler stehe. Ähnliche Vermutungen äußerten auch die beiden Journalist Matthias Meisner (Tagesspiegel) und Winfried Sträter (Deutschlandfunk).
Brandner wollte Termin noch verschieben
Man kann an Zufälle glauben oder nicht. Dass ein #AfD-MdB ausgerechnet an einem 08.08.18 #Buchenwald besucht, um sich über die KZ-Gedenkstätte zu informieren, ist zumindest irritierend. Unter Neonazis ist die 88 eine Chiffre für „Heil Hitler“, die 18 für Adolf Hitler. #Brandner https://t.co/KjuN7rndXX
— Matthias Meisner (@MatthiasMeisner) 9. August 2018
Dem hielt Brandner entgegen: „Könnte es sein, daß Herr Ramelow und die anderen, die solch absurde Zahlenmystik betreiben, an einer Art Nazitourette leiden und sich von angeblichen NS-Zahlencodes dominieren lassen? Nach diesen kruden Ansichten dürfte man 2018 gar keine Gedenkstätten besuchen, wegen der 18. Auch die Monate Januar (wegen der 1) und August (wegen der 8) wären immer Tabu, zudem jeder 1., 8. und 18. und noch vieles mehr: Herr Ramelow war einen Tag später in Auschwitz. Am 9. August! Neun ist bekanntlich eins plus acht. Also schon wieder eine 1 und eine 8. Auch daran sieht man, wie absurd das Ganze ist.“
Zu dem Besuch habe er sich bereits im April entschlossen, da die Gedenkstätte in seinem Wahlkreis liege und wichtige Arbeit leiste. Sein Büro habe als Termin zunächst den 8. August vorgeschlagen. Dieser sei Ende Mai von der Gedenkstätte bestätigt worden.
„Wir haben dann umgehend um eine Verlegung des Termins um eine Woche gebeten, weil zwischenzeitlich eine Terminkollision entstanden war und ein Kollege mitwollte, der aber am 8. August nicht konnte. Darauf wurde uns von der Gedenkstätte mitgeteilt, daß eine Verschiebung nicht möglich sei und nur der 8. August ginge“, erläuterte Brandner. Der Termin sei jedenfalls von der Gedenkstätte gewollt und von dieser auch nie problematisiert worden.
Gedenkstätten-Leiter will rote Linie ziehen
Kein Verständnis zeigte der AfD-Abgeordnete zudem für die Kritik des Gedenkstätten-Leiters. Knigge hatte nach dem Treffen beklagt, Brandner habe sich einer Auseinandersetzung mit den geschichtspolitischen Positionen verweigert. Er werde in Zukunft daher „eine rote Linie ziehen“ nicht mehr in dieser Weise mit AfD-Abgeordneten verkehren.
„Herr Knigge und ich können uns gern über die Geschichtspolitik der AfD und die Partei als solche unterhalten. Dazu bin ich jederzeit bereit. Aber nicht, wenn ich die Gedenkstätte Buchenwald besuche, um mich über deren Arbeit zu informieren. Und genau das sollte an diesem Tag geschehen“, betonte Brandner. Knigge hingegen warf er vor, den Besuch zu mißbrauchen und für eigene Zwecke auszuschlachten. (krk)