FRANKFURT/MAIN. Eine Mehrheit der Top-Entscheider in Deutschland ist der Meinung, daß die Bundesregierung die Kontrolle über die Asylkrise verloren hat. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag von Capital und Frankfurter Allgemeinen hervor. „Es gibt in der gesamten Elite eine weitgehende Übereinstimmung, daß ein Kontrollverlust eingetreten ist“, erläuterte Allensbach-Chefin Renate Köcher.
Vier von fünf Top-Entscheidern (81 Prozent) glaubten nicht, daß die bisherigen Maßnahmen und Gesetzesänderungen zu einem Rückgang der Asylzahlen führen werden. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) forderten von der Politik gravierende Korrekturen. 69 Prozent waren zudem der Ansicht, die öffentliche Diskussion über Chancen und Risiken des Flüchtlingszustroms werde nicht ausreichend offen geführt.
Gutes Zeugnis für Merkel
Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent der Befragten ist mit dem Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingspolitik „im Großen und Ganzen“ einverstanden. In der Wirtschaftselite überwog mit 51 Prozent allerdings leicht die Ablehnung. Insgesamt stellten die Top-Entscheider Merkel für ihre bisherige Amtszeit ein positives Zeugnis aus. 80 Prozent bewerteten die Bilanz ihrer zehnjährigen Kanzlerschaft als „gut“ oder „sehr gut“.
Die Einführung einer Obergrenze für die Aufnahme von Asylsuchenden lehnten die Befragten mehrheitlich (58 Prozent) ab. In der politischen Elite waren sogar rund drei von vier Befragten dagegen (77 Prozent).
Unter den 503 befragten Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind 71 Vorstände aus Konzernen mit mehr als 20.000 Beschäftigten sowie 22 Ministerpräsidenten und Minister und 25 Leiter von Bundesbehörden. (krk)