HAMBURG. Um gegen eine Studie zu linksextremistischen Jugendlichen zu demonstrieren, haben am Mittwoch etwa 70 Studenten das „Institut für soziale Praxis“ in Hamburg besetzt. Die zur „Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie“ gehörende Forschungseinrichtung untersucht derzeit, ob junge Linksextremisten mit Jugend- und Sozialarbeit erreicht werden können.
Das „Bündnis gegen Extremismusstudien“ forderte auf dem linksextremen Internetportal Indymedia die sofortige Einstellung des Forschungsprojektes. Es sei völlig inakzeptabel, wie „faschistische Ideologien mit linken Idealen“ gleichgesetzt würden.
Auch ein ASTA-Referent der Hochschule ärgerte sich: „Gelder, die früher für die Arbeit mit rechtsradikalen Jugendlichen ausgegeben wurden, widme das Bundesfamilienministerium jetzt der Arbeit gegen Linksextremisten“. Dabei seien Autonome Jugendliche „keine Problemfälle, sondern fortschrittliche Kräfte“.
Ganz bewußt auf den Begriff „linksextrem“ verzichtet
Institutsleiter Michael Lindenberg verteidigte die Untersuchung. Man habe ganz bewußt auf den Begriff „linksextrem“ verzichtet, um jede Gleichsetzung mit rechtsextremen Ideen zu verhindern. Es seien auch keine Interviews mit „linksautonomen“ geführt worden, wie von den Besatzern behauptet.
Nach etwa einer Stunde räumten die Studenten das Gebäude wieder. Hintergrund des Protestes ist die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke (Linkspartei), in der die Studie thematisiert wurde. (ho)