BERLIN. Die Kirchen haben die Erklärung der niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) zu der bei ihrer Vereidigung verwendeten Gottesformel kritisiert. Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche widersprachen der Auffassung Özkans, Christen, Juden und Moslems sei ein einziger Gott gemeinsam. Mittlerweile erhielt die CDU-Politikerin aus Reihen der Kirchen aber auch Unterstützung.
„Wir Christen sehen schon einen deutlichen Unterschied zwischen unserem Gott und Allah“, sagte der Sprecher der Hannoverschen Landeskirche, Johannes Neukirch, der Bild-Zeitung.
Widerspruch kam auch von katholischer Seite. „Theologisch sind der Gott der Christen und der Gott des Islam nicht gleichzusetzen“, sagte der Sprecher des katholischen Bistums Essen, Ulrich Lota, der Zeitung.
Hamburger Weihbischof zeigt Verständnis
Dagegen zeigte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke gegenüber Welt Online Verständnis für Özkan. „Muslime und Christen sind im Glauben an den einen Gott verbunden.“ Daß Aygül Özkan bei ihrer Vereidigung die Gottesformel gesprochen habe, sei ein richtiges Signal. „Es ist ein gutes Beispiel für die Integration gläubiger Muslime in unsere Gesellschaft. Muslime geben ihren Glauben nicht auf und übernehmen als religiöse Menschen Verantwortung in unserer Gesellschaft“, sagte Jaschke.
Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hermann Barth, sagte der Nachrichtenagentur epd, es gebe zwischen Christen und Muslimen erhebliche Unterschiede beim Gottesbild und im Verständnis von Jesus Christus. Doch sei der Bezug auf Gott in der Eidesformel wie auch in der Präambel des Grundgesetzes nicht exklusiv an das christliche Gottesverständnis gebunden.
„Die Situation in unserer religiös pluralen Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass wir bei allen Differenzen zwischen Christen und Muslimen gemeinsame Überzeugungen und Schnittmengen haben. Wir sollten sie pfleglich behandeln“, sagte Barth.
„Ich bringe damit meinen Glauben zum Ausdruck“
Özkan hatte bei ihrer Vereidigung am Dienstag die religiöse Eidesformel „So wahr mir Gott helfe“ gesprochen und dieser später eine persönliche Erklärung folgen lassen. Darin heißt es, als gläubige Muslimin berufe sie sich ausdrücklich „auf den einen und einzigen Gott, der den drei monotheistischen Religionen, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam gemeinsam ist und den alle drei Religionen als den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs verehren.“
So unterschiedlich die dogmatischen Lehren seien, die die einzelnen Religionen über den einen und einzigen Gott entfaltet hätten, so klar sei, daß alle ein und denselben Gott meinen. „Ich beziehe mich mit der Eidesformel auf diesen einen und einzigen Gott und bringe damit meinen Glauben zum Ausdruck, wonach ich für mein Leben und Tun letztlich Verantwortung vor Gott ablegen muß“, heißt es in der Erklärung weiter. (ms)