MÜNCHEN. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat der CDU vorgeworfen, mit „parteipolitischer Propaganda“ ein falsches Bild des Mauerfalls zu zeichnen.
Mit einer zentralen Veranstaltung zu Ehren Helmut Kohls (CDU) vor wenigen Tagen in Berlin hätten die CDU, die ihr nahestehende Konrad-Adenauer-Stiftung und die „Springerpresse“ den Anschein erwecken wollen, der Mauerfall sei dem Altkanzler zu verdanken. Doch damit habe Kohl nichts zu tun, sagte der SPD-Politiker dem Radiosender Bayern 2.
„Die Ostdeutschen haben die Mauer eingedrückt.“ CDU und Springer-Presse würden durch ihre „Propaganda“ die Mitteldeutschen von dem wichtigsten, das sie haben, enteignen: einer demokratischen und friedlichen Revolution, die gut ausgegangen sei. „Die haben wir, die Bürger der DDR, veranstaltet. Erst wenige Mutige, dann immer mehr Mutige. Wir haben sie veranstaltet und nicht geniale westdeutsche Politiker“, kritisierte Thierse.
Nicht die erste verbale Auseinandersetzung
Das Verhältnis zwischen Thierse und Kohl gilt als belastet. 2002 soll Kohl den damaligen Bundestagspräsidenten laut Spiegel als „schlimmsten Präsident seit Hermann Göring“ bezeichnet haben.
Thierse revanchierte sich 2007 dafür mit einem Schlag unter die Gürtellinie: Als der damalige Vize-Kanzler und Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) wegen der Erkrankung seiner Frau von seinen Ämtern zurücktrat, verteidigte Thierse die Entscheidung mit den Worten: „Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal.“
Kohls erste Frau Hannelore hatte jahrelang unter einer Lichtallergie gelitten und sich 2001 das Leben genommen. (krk)