BERLIN. Für einen heftigen Streit hat bereits vor Veröffentlichung eine Lehrer-Handreichung der Berliner Schulverwaltung gesorgt, die den Umgang mit muslimischen Schülern regeln soll.
Grund ist ein in der Handreichung enthaltenes Interview mit dem Iman Ferid Heider, aus dem der Tagesspiegel vorab zitiert und in dem Heider eine fundamentalistische Islaminterpretation vertritt.
Heider ist strenggläubiger Moslem, der die Scharia als „allgemeingültig und zeitlich unbegrenzt“ betrachtet: „In der Schulzeit sollte man versuchen, die fünf Gebete zu verrichten“, verlangt Haider, der aus einer polnisch-irakischen Familie stammt. Fastenzeiten sollten unbedingt eingehalten werden, auch in Prüfungszeiten. Es sei „empfehlenswert, seine Kinder schon frühzeitig, etwa mit sieben Jahren, langsam auf das Fasten hinzuführen“. Bei möglichen gesundheitlichen Risiken habe er „das Gefühl, daß die Lehrer oft übertreiben“.
Burhan Kesici von der Islamischen Föderation äußerte in der Handreichung Kompromißvorschläge: würden sich die Kinder nicht vom Fasten abhalten lassen, dann könne man die Prüfungstermine doch so organisieren, „daß sie nicht in die Fastenzeit fallen oder zumindest in den frühen Morgenstunden stattfinden“.
„Sehr gering ausgeprägte Diskussionskultur“
Vor zwei Jahren wurde der Arbeitskreis „Islam und Schule“ vom Berliner Senat auf eine Initiative von SPD-Fraktionschef Michael Müller gegründet. Er sollte Lehrer auf die Belange von Moslemfamilien vorbereiten und Lösungsvorschläge bei Kulturkonflikten entwickeln. Ursprünglich nahmen auch Frauenrechtlerinnen wie Necla Kelek und Seyran Ates am Arbeitskreis teil, die sich aber schon bald zurückgezogen haben.
Kelek hatte ihren Rücktritt damit begründet, daß man in dem Arbeitskreis konservativen islamischen Kräften zu sehr entgegengekommen sei. Kritik an der Zusammensetzung übte auch der Abgeordnete Özcan Mutlu, der für die Grünen im Bildungsausschuß sitzt. Heider und Kesici seien „Repräsentanten des politischen Islam und haben eine Nähe zu diversen radikalen Sekten des Islam und sind für mich die Letzten, die ich in Berlin konsultieren würde. Die Blauäugigkeit des Senats schockiert mich“.
Die geplante Handreichung sollte eigentlich bereits im Mai veröffentlicht werden. Doch Themen wie die Teilnahme am Schwimmunterricht sorgten immer wieder für Auseinandersetzungen. Landesschulrat Hans-Jürgen Pokall sprach in diesem Zusammenhang gegenüber dem Tagesspiegel von einer „mangelhaften Kompromißbereitschaft“ und einer „sehr gering ausgeprägten Diskussionskultur“ der Teilnehmer.