OXFORD. Aus Rücksicht auf Frauen hat die Universität in Oxford die Prüfungszeit in den Studienfächern Mathematik und Informatik um 15 Minuten erhöht. Als Grund nannte ein Sprecher eine erhoffte Verbesserung der Noten von Frauen, berichtet die britische Tageszeitung Times.
Demnach empfahl der Prüfungsausschuß im Sommer 2017 die Maßnahme, nachdem im Vorjahr nur sieben Studentinnen im Vergleich zu 45 Männern mit Bestnoten bestanden hatten. Ziel sei es, die Punktzahlen der Frauen zu verbessern und die „unangemessenen Auswirkungen des Zeitdrucks“ zu reduzieren.
Von diesen seien Frauen stärker beeinflußt als Männer, da sie ihre Antworten mehrmals überprüfen würden. Männer hingegen gäben schnellere Antworten, lägen jedoch häufiger falsch.
Noch keine eindeutigen Schlußfolgerungen möglich
An der Länge oder Schwierigkeit der Fragen habe sich jedoch nichts geändert, betonte die Universitätsleitung. Die Umstrukturierung solle lediglich die geschlechtsspezifischen Unterschiede, die in den vergangenen Jahren aufgetreten seien, abschwächen.
Eindeutige Schlußfolgerungen aus der Entscheidung konnte die Universität noch nicht ziehen, schreibt das Blatt. Das gäben die vorliegenden Daten nicht her. Studentinnen im dritten Studienjahr hätten jedoch eine Verbesserung gegenüber dem zweiten Jahr gezeigt.
Kritiker bezeichneten die Erhöhung der Prüfungszeit von 90 Minuten auf 105 als „sexistisch“. Die Entscheidung suggeriere, daß Frauen ein schwächeres mathematisches Verständnis hätten. (ha)