WIEN. Über die Hälfte der 838 Soldatinnen, die seit 1998 ins österreichische Bundesheer eingetreten sind, hat mittlerweile den Dienst in den Streitkräften quittiert. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Managementwissenschaften der Technischen Universität Wien hervor.
Einer der möglichen Gründe dafür sei angeblich das dreifach höhere Mobbingrisiko, dem Soldatinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kameraden ausgesetzt sind, heißt es dazu in einem Bericht der Nachrichtenagentur APA.
Das Militär sei demnach „historisch bedingt von sehr ‘maskulinen’ Werten geprägt (Kameradschaft, hohe Risikobereitschaft)“. Dadurch werde das traditionelle Rollenverständnis der Geschlechter verstärkt und die Ablehnung von Frauen (unbewußt) gefördert, melden die Autoren der Untersuchung.
„Hypermaskuline Subkulturen“
Laut der Studie hätten mehr als die Hälfte der 443 befragten Soldatinnen und Soldaten bereits „Erfahrung mit aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz“ gemacht. Vor allem bei Kampfverbänden könnten sich „hypermaskuline Subkulturen“ bilden.
In Unterstützungseinheiten sei dies weniger der Fall, den höchsten Anteil an Mobbingopfern wiesen jedoch die „Kaderschmieden“, also Akademien und Schulen auf. Grundsätzlich trügen dabei Frauen ein deutlich höheres Risiko, Mobbingopfer zu werden.
Die Befragung ergab auch, daß die Soldaten in den Ausbildungsstätten sowie den Eliteeinheiten mehrheitlich eine negative Einstellung gegenüber der Leistung von Frauen im Heer haben. Weibliche Militärs würden lediglich in den Einheiten als gleichwertig akzeptiert, die klassisch weibliche Aufgabengebiete (zum Beispiel in der Verwaltung) umfassen.
„Sensibilisierung hinsichtlich Geschlechtsstereotypen“
„Ich halte diese Untersuchung für sehr wichtig und notwendig. Denn sie enthält äußerst wertvolle Inputs, wie wir die Rahmenbedingungen für die weiblichen Angehörigen des Bundesheeres verbessern können“, meinte die Gender-Mainstreaming-Beauftragte des Verteidigungsministeriums, Silvia Moosmaier.
Eine „Sensibilisierung hinsichtlich Geschlechtsstereotypen“ könne dann zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen aller Soldatinnen und Soldaten führen. „Eine heeresinterne Reflexion der Ergebnisse unserer Studie ist ein guter Ausgangspunkt für die Integration von Frauen im Heer“, ergänzte Sabine Köszegi, Professorin an der Wiener TU und Mitautorin der Untersuchung. (vo)