In einer Hinsicht sind sich Befürworter und Gegner des Schweizer Minarettverbots einig: Es ist ein Stellvertreterkrieg. Die machtvoll aufstrebenden Türme sind nur ein Symptom der Islamisierung Europas. Äußerlich weniger spektakulär, doch keineswegs minder bedeutsam ist die Einrichtung von zahlreichen islamischen Schulungszentren quer durch Europa. Sie sind treibende Kräfte der Islamisierung, selbst wenn sich die Träger selbst als gemäßigte Muslime verstehen, die Teil der europäischen Kultur geworden sind. Denn finanziert werden diese Schulungszentren häufig über Umwege aus Saudi-Arabien.
„Es gibt ja schon viele Moscheen und muslimische Zentren in Europa, aber die sind dominiert von wahabitischen Strömungen und finanziert von saudischem Ölgeld. Wie heißt es so schön – wes’ Geld ich nehm’, des’ Lied ich sing’“, stellte der ägyptische Schriftsteller Alaa Al-Aswani gegenüber dem Berliner Tagesspiegel fest. Ein ähnliches Abhängigkeitsverhältnis macht Aswani, der sich für eine weniger rigide Auslegung des Koran ausspricht, auch in seiner Heimat aus. Ägypten sei früher „eine offene Gesellschaft“ gewesen. Der Umschwung kam vor rund dreißig Jahren mit dem wachsenden Einfluß der Wahabiten.
Was dies für Deutschland bedeutet, wird an den Einrichtungen deutlich, welche direkt aus Saudi-Arabien gesteuert werden. Diskret wird derzeit ein Geschäft zwischen der saudischen Botschaft und dem Berliner Senat ausgehandelt. Es geht dabei um ein Areal im noblen Charlottenburger Ortsteil Westend.
Der Kaufpreis für das über 9.000 Quadratmeter große Gelände mit einer ehemaligen Kindertagesstätte, die eine Nutzfläche von mehr als 6.000 Quadratmetern bietet, beträgt nach Medienberichten rund fünf Millionen Euro. Hier soll eine König-Fahd-Akademie für vierhundert Schüler entstehen – bei weitem mehr, als die Botschaft für ihre Angehörigen benötigen würde. Dies ist jedenfalls der offizielle Grund, den der Senat in der Antwort auf eine Anfrage der CDU-Opposition angab. Tatsächlich dürfte es sich um einen weiteren Brückenkopf der Islamisierung handeln, wie er auf diplomatischen Druck schon 1995 in Bonn gegründet wurde.
Die dortige König-Fahd-Akademie unterrichtete zeitweilig über sechshundert Schüler. Ermöglicht wurde dies durch eine deutsche Schulbehörde, die bei der Diplomatenschule lieber nicht so genau hinschaute und auch schulpflichtigen Kindern aus muslimischen Einwandererfamilien den Besuch erlaubte. „Über Jahre hinweg lief der Schulbetrieb nach saudischen Lehrplänen und mit saudischen Büchern unbeachtet von der deutschen Schulaufsicht“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Kostprobe aus einem Lehrbuch der sechsten Klasse: „Das ist deine islamische Gemeinschaft (…), die eine glorreiche Geschichte hat, angefüllt mit Dschihad, wohlriechend von Opfern, voll von Triumph über einen Zeitraum von mehr als 1.400 Jahren. Einstmals versuchten die Kreuzfahrer, die islamische Gemeinschaft von ihrer Religion loszureißen. Aber sie waren nicht erfolgreich. Neuerdings versucht der Westen, einige ihrer Söhne mit allen Mitteln loszureißen. Die Welt hat von der Zivilisation und Kultur der islamischen Gemeinschaft viel empfangen, aber die haßerfüllten Kreuzzüge, die sich auf die Hinterhältigkeit der Juden und auf deren Verrat gestützt haben, haben auf die Zerreißung der islamischen Gemeinschaft hingearbeitet.“
Als die zufällige Aufdeckung einen Skandal verursachte, sprach Schulleiter Saeed Al-Refaee gegenüber dem Bonner General-Anzeiger von einer „Mißinterpretation“. Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen. Auch sei die Schule von einigen wenigen für ihre Zwecke mißbraucht worden.
Zu einem anderen Schluß kommt das in Washington ansässigen Middle East Media Research Institute, welches 2002 in einer Untersuchung die zahlreichen König-Fahd-Akademien weltweit als Teil einer umfassenden Strategie zur globalen Islamisierung deutete – sei es mit oder ohne Minarett.