Am vergangenen Donnerstag ist der Völkerrechtler und Rußland-Experte Wolfgang Seiffert nach kurzer schwerer Krankheit 82jährig in Hamburg verstorben.
Seiffert, der seit 1998 auch als Autor der JUNGEN FREIHEIT (JF) mehr als einhundert Artikel für die Zeitung geschrieben hat, wurde am 18. Juni 1926 im niederschlesischen Breslau geboren, besuchte ein katholisches Gymnasium und meldete sich 1944 freiwillig zur Kriegsmarine. Im April 1945 in sowjetische Gefangenschaft geraten, durchlief er Zwangsarbeitslager und „Antifa“-Schule. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1949 begab er sich nach Westdeutschland, wo er sich für die kommunistische Freie Deutsche Jugend (FDJ) engagierte, was ihm eine Gefängnisstrafe einbrachte. Nach der Flucht aus dem Strafvollzug in die DDR studierte er an der Ostberliner Humboldt-Universität Rechtswissenschaften und machte als Jurist in der SED-Nomenklatur rasch Karriere.
Indes hielt er, entgegen der DDR-Staatsdoktrin, nach wie vor offen an der Idee der deutschen Einheit fest. Als ihm 1978 eine Gastprofessur am Institut für Osteuropäisches Recht der Universität Kiel angeboten wurde, setzte er seine Übersiedlung in den Westen durch.
Aufsehen erregte er 1982 mit seinem Beitrag „Die SED und die deutsche Frage“ in dem von Wolfgang Venohr herausgegebenen Band „Die deutsche Einheit kommt bestimmt“. Die deutsche Teilung bezeichnete er als „Provisorium“.
Detlef Kühn, ehemaliger Präsident des Gesamtdeutschen Instituts – Bundesanstalt für gesamtdeutsche Aufgaben (BfgA), würdigte Seiffert gegenüber der JF als einen Mann, der „sich in seinem langen und teilweise abenteuerlichen Leben stets als nationalbewußter Deutscher bewährt hat. Nachdem er die DDR verlassen hatte, stellte er seine fundierten völkerrechtlichen Kenntnisse und sein gutes politisches Gespür entschlossen in den Dienst der deutschen Einheit.“ Seiffert, so Kühn, habe „sich um die Einheit Deutschlands sehr verdient gemacht.“
Nach Ende seiner Tätigkeit an der Universität Kiel lehrte Seiffert seit 1994 russisches und europäisches Recht an der Akademie der Wissenschaften in Moskau. Einem über Fachkreise hinausgehenden Publikum bekannt wurde Seiffert durch sein im Jahr 2000 bei Langen Müller erschienenes Buch „Wladimir W. Putin. Wiedergeburt einer Weltmacht?“.
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