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Eigener Gestank

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Frankreich hat gewählt und der Volkszorn der Linken entlädt sich nun auf die Straßen, wo mit wütendem Gebell der neu-alte Feind begrüßt wird. Auf wen sind sie eigentlich böse? Le Pen bekam ein paar Stimmen mehr als bei den letzten Wahlen, also daran kann es nicht liegen. Alle Kandidaten der Linken bekamen weniger Stimmen als Le Pen und dürfen jetzt nicht gegen den Kandidaten der Rechten antreten. Macht sie etwa das sauer? Natürlich bringt es einige zur Verzweiflung, aber der sogenannte gemäßigte linke Kandidat hat eigentlich nicht gegen Le Pen verloren, sondern gegen die anderen, eher linksextremen Kandidaten, die ihm die jetzt fehlenden Stimmen klauten. Gegen wen demonstrieren sie also in Frankreich? Gegen die extreme Linke, weil sie einen zweiten Wahlgang für den linken Kandidaten vermasselte? Oder gegen die extreme Rechte, die eigentlich den Linken keine Stimmen wegnahm, da alle linken Kandidaten gemeinsam ein beachtliches Resultat erreichten. Da soll sich noch einer auskennen! Da blockierten letzte Woche die Angestellten des Europaparlaments die Eingänge zu einer Pressekonferenz von Le Pen und johlten und lachten, als hätten sie noch eine Karte für ein Pop-Konzert ergattert. Wieviele der Wähler von Le Pen werden sich durch diesen Zirkus überzeugen lassen? Wieviele von ihnen werden bei der nächsten Wahl nachdenklich vor dem Stimmzettel stehen und überlegen – die haben ja doch Recht dort draußen mit ihrem Geschreie, diesmal werde ich nicht den bösen Herrn Le Pen wählen. Man muß nur den richtigen Weg finden, um Wähler zu einer Änderung ihrer Überzeugung zu motivieren – werden wohl viele der Demonstranten sich denken und den Le Pen Anhängern „Nazis raus“ ins Gesicht schreien. Wer kann da noch widerstehen? Wir wollen jedoch nicht unfair sein. Die Franzosen wissen sehr wohl mit der Gefahr von Rechts umzugehen. Rechts ist für sie im Osten, dort, wo Österreich liegt, links und die Mitte liegen weiter westlich, rund um Paris, dem Zentrum der Liberalität und Demokratie. Die dort drüben im Osten, meinten sie einst, würden nicht den Unterschied zwischen Demokratie und Neo-Faschismus verstehen. Heute gehen sie auf die Straße und protestieren gegen sich selbst, schreien in den Spiegel und erkennen sich nicht mehr, sehen eine Fratze und erschrecken über eine Ähnlichkeit mit ihrem schlimmsten Feind. Die Franzosen sind endlich normale Europäer geworden, und ausgerechnet Le Pen hat ihnen dazu verholfen, indem er sie zwang, die Nase in den eigenen Gestank zu stecken. Peter Sichrovsky ist Europaabgeordneter und für Außenpolitik zuständiger Generalsekretär der FPÖ.

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