Kaum daß die Offerte von Gregor Gysi an die CDU ergangen ist, schon kriechen da die ersten auf den Leim der PDS. Generalsekretärin Angela Merkel verkündet mit biederer Miene, daß die CDU zukünftig die PDS nicht mehr allein aus ihrer Vergangenheit beurteilen sollte. Von funktioneller Zusammenarbeit ist bereits die Rede. Nanu, das sind ja völlig neue Töne. Genügt es nicht, daß die SPD im Osten Deutschlands bereits dem Irrtum unterlag, man könnte durch ein Zusammengehen mit der PDS diese Partei entzaubem? Jetzt steckt die SPD selbst als verwunschenes Karnickel im Zylinder und findet dort nicht mehr heraus. Möchte die CDU nun vielleicht in die Rolle des Zauberlehrlings schlüpfen? Dann stehen schon drei auf der Matte, um der PDS artig die Aufwartung zu machen. Jetzt also auch noch ein wenig Reinwäsche seitens der CDU für die Strahlemänner im Karl-Liebknecht-Haus. Die zur PDS mutierte SED aber hüpft wie der häßliche Gnom im Märchen umher, der kichernd verkündet: „Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß“. Jene SED-Kader aber, die 1990 in der PDS verblieben, nach-dem sich der politische Wind im Lande gedreht hatte und über zwei Millionen Karrieristen und Mitläufer das Hasenpanier ergriffen, waren im Sinne der SED die Unbeugsamen, die „Besten“, wenn man so will, die weitermachen wollten, komme was da wolle. Eines waren sie auf keinen Fall, nämlich Demokraten, dafür aber geschickte Anpasser an eine neuentstandene politische Situation, die es nun auf ihre Weise zu meistern galt. Günter Bohnsack, ein hoher Offizier der Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) berichtete dem Verfasser, wie er und andere bei der Auflösung ihrer Dienststelle die schriftliche Direktive bekamen: „Melden Sie sich umgehend in der PDS, die politische Arbeit geht weiter“. Der frühere DKP-Chef von Hamburg, Wolfgang Gehrke, mit an die Spitze der PDS gehievt, räumte sogar gegenüber dem Verfasser ein, daß einige tausend Stasileute in den Reihen seiner Partei ständen. Es stellt keinen Zufall dar, daß es nach der politischen Wende im Lande nicht, wie es vielleicht mancher erwartet hatte, zu einer völligen Auflösung der so schwer diskreditierten SED kam. Statt dessen beeilte man sich, den Namen der Firma auszuwechseln, die Chefs an der Spitze aufs Altenteil abzuschieben, die früheren Embleme im Keller abzustellen. Dies ist übrigens buchstäblich so gemeint. Denn im Keller des SED-Parteigebäudes am Rosa-Luxemburg-Platz wird vieles aufbewahrt, als könnte es eines Tages noch einmal „hell aus dem Dunkeln vergangen“ wieder einen neuen Verwendungszweck erlangen.