Medien Tenor ist ein Bonner Unternehmen. Seit zehn Jahren analysiert es die Trends in der Medienlandschaft: Es werden Zeitschriften und Sendungen ausgewertet. Wer hat was gesagt? Wer wird wie bewertet? Die Daten werden Politikern oder Managern zur Verfügung gestellt. Angeblich nimmt jede dritte Dax-Firma die Dienstleistungen von Medien Tenor in Anspruch. Von Deutschland aus hat das Unternehmen bereits bis in die USA, die Tschechei, nach Großbritannien und Südafrika expandiert. Zur Zeit arbeitet man an einer Studie im Auftrag des US-Außenministeriums. In der Vergangenheit gab es Studien zur Frage des Erscheinungsbildes von John Kerry in den US-Medien oder zur Berichterstattung in der EU vor der Europawahl. Kurzum: Eine deutsche Erfolgsstory. Trotzdem hätten wir nie von dieser kleinen Firma erfahren, wenn es nicht die ARD gäbe. Der öffentlich-rechtliche Konzern fühlte sich nämlich auf den Schlips getreten. Medien Tenor hatte behauptet, ARD und ZDF verstießen gegen ihren Programmauftrag. Sofort gab es aufgeregte Pressemitteilungen und Gegengutachten bei der ARD. Beim ZDF war es nicht besser: Obwohl die ZDF-Werbung („meistzitiert“) auf Studien von Medien Tenor beruht, wollen die Mainzer jetzt nichts mehr mit den Bonnern zu tun haben. Ende September haben die beiden Sender sogar eine Auszeichnung von Medien Tenor wegen Kritik an ihrem Programm an anderer Stelle abgelehnt. ARD und ZDF sind eben nicht nur schlechte Verlierer, sondern auch schlechte Gewinner.