BERLIN. Fast eine Million Spenden-Euro hat die Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS) für die vermeintlichen Opfer von Rammstein-Frontmann Till Lindemann gesammelt. Was mit dem Geld nach dem kompletten Freispruch des Musikers von den Vorwürfen geschehen ist?
Die Amadeu-Antonio-Stiftung mit Hauptsitz in Heidelberg und einer Geschäftsstelle in Berlin sammelte in den vergangenen zwei Jahren mehr als 826.000 Euro Spenden für vermeintliche Lindemann-Opfer ein. Für Opfer also, die es laut Justiz nicht gibt.
Kritik an der Kampagne „Wie viel Macht 1 Euro?“ kam bereits auf, als die Berliner Staatsanwaltschaft am 29. August 2023 das Ermittlungsverfahren gegen Lindemann einstellte. Weder lagen Anzeigen von Betroffenen vor, noch sah die Justiz einen Anfangsverdacht. Damit stand der erklärte Zweck der Kampagne, angebliche Opfer bei Anwalts- und Therapiekosten zu unterstützen, grundsätzlich infrage.
Stiftung sucht immer noch nach vermeintlichen Rammstein-Opfern
Bald darauf wurden in sozialen Netzwerken Vorwürfe laut, die Stiftung zweckentfremde die gesammelten Spenden. Auf ihrer Website und bei Betterplace.org betonte ein AAS-Sprecher, nicht benötigte Gelder etwa in den „Sheroes Fund“ fließen zu lassen – ein Projekt für Frauen und selbsternannte Transpersonen, die wegen ihres sozialen Engagements, etwa gegen Rassismus, bedroht würden. Die Stiftung betonte, der Kampf gegen Rassismus sei eines ihrer zentralen Anliegen.
Der Nordkurier konfrontierte die Stiftung mit den Vorwürfen. Sprecher Robert Lüdecke wies diese zurück und sprach von „Stimmungsmache rechter Medien und Influencer“. Man ermutige Betroffene weiterhin, sich zu melden, und lasse ihnen Unterstützung zukommen. Der Vorwurf der Veruntreuung sei „falsch und arglistig“. (rr)