BERLIN. Der Vorsitzende der ARD, Florian Hager, hat mit Blick auf die Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk „Erregungsspiralen“ kritisiert. Die gebührenfinanzierten Sender stünden zurecht im Fokus von Diskussionen. Jedoch sieht Hager es, „aber sehr kritisch, daß das immer gleich zu Erregungsspiralen führt“, sagte er gegenüber dem Deutschlandfunk. Am Ende stehe dann die Forderung: „Deswegen kann das ganze System weg.“
Dies sei „extrem gefährlich“, zumal die Forderungen „auch immer mehr aus demokratischen Parteien“ zu hören seien. Obwohl der öffentlich-rechtliche Rundfunk Fehler mache, brauche es „ein Grundverständnis“ dafür, was die Sender jeden Tag leisteten. Hintergrund ist die aktuelle Diskussion um ein Hamas-Mitglied, das als Techniker für die Produktionsfirma PMP im Gazastreifen gearbeitet hatte, die mit dem ZDF zusammenarbeitet (die JF berichtete).
Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT betonte ein Sprecher der ARD, deren Studio in Tel Aviv habe „zu keinem Zeitpunkt mit der Firma PMP zusammengearbeitet und kooperiert auch sonst mit keiner Produktionsfirma im Gazastreifen“. Das Material, das die ARD für ihre Berichterstattung aus dem Gazastreifen verwendet, komme von „verlässlichen Ortskräften“ und von „etablierten Nachrichtenagenturen wie Reuters“.
ZDF-Skandal sorgt für weitreichende Kritik
Der ZDF-Skandal hatte parteiübergreifend für scharfe Kritik gesorgt. So sagte Nordrhein-Westfalens Medienminister Nathanael Liminski (CDU) gegenüber der Welt, er werde das Thema auf die Tagesordnung des ZDF-Fernsehrats setzen. Denn: „So wie sich jedes Unternehmen den Vorgaben des Lieferkettengesetzes stellen muß, um strenge Standards bei der Wertschöpfungskette einzuhalten, so muß erst recht eine öffentlich-rechtliche Medienanstalt wie das ZDF auch nur den Anschein eines Zweifels an der Einhaltung von Standards vermeiden.“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) – Mitglied im Verwaltungsrat des ZDF – betonte zwar, daß ZDF-Intendant Norbert Himmler eine schnelle und konsequente Aufklärung des Vorfalls versprochen habe. Aber: „Das ist ja über viele Jahre gelaufen.“ Er forderte zudem vom Sender, sich künftig bei der Personalauswahl an den Informationen des israelischen Geheimdienstes zu orientieren, da dieser besser informiert sei als der öffentlich-rechtliche Sender.
Der Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte gegenüber Welt TV die öffentlich-rechtliche Berichterstattung im Nahostkonflikt als zu naiv. „Da müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen schon fragen lassen, ob sie sorgfältig genug hingeschaut haben, mit wem sie da zusammenarbeiten und ob sie das Material, das sie dann bekommen, entsprechend kritisch überprüfen“, monierte Beck. (st)





