BERLIN. Der frühere Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, hat die „Refugees Welcome“-Kampagne der Zeitung von 2015 verteidigt. In einer Situation, in der Bilder von toten Flüchtlingskindern um die Welt gingen, habe es die Redaktion „für absolut richtig gehalten, daß das reichste und wirtschaftlich stärkste Land Europas mit seiner besonderen Geschichte ein freundliches Gesicht zeigt, wenn Menschen, die an Leib und Leben bedroht werden, zu uns kommen wollen“, sagte Diekmann dem Magazin Cato.
Der Publizist betonte, er sei sich sicher, daß Geldleistungen bei der Migrationskrise 2015 keine Rolle gespielt hätten. Zugleich stellte er klar, daß die „Refugees Welcome“-Kampagne nicht nur seine Idee gewesen sei. „Der Chefredakteur von Bild mag tatsächlich mächtig sein, aber nicht so mächtig, daß er im Alleingang, gegen seine Redaktion, der Marke eine Haltung aufzwingen könnte.“
Aus 2015 nichts gelernt?
Zugleich äußerte der 59jährige auch scharfe Kritik an der Integrationspolitik. „Es erschüttert mich, daß wir augenscheinlich aus der Situation von 2015 nichts gelernt haben.“ Konkret nannte er die „unverhältnismäßigen materielle Zuwendungen“, die Asylsuchende in Deutschland erhielten. „Da haben wir Riesenfehler gemacht – und machen sie noch immer! Wir setzen die völlig falschen Anreize.“ Aber auch das Arbeitsverbot für Asylbewerber sei ein Problem. „Das nimmt einem Menschen die Würde“, unterstrich Diekmann und forderte, „für die Asyl- und Integrationspolitik dringend neue Parameter zu entwickeln“.
Konkret mahnte er, es sei problematisch, wenn Deutschland „die geringste Rückführungsquote für abgelehnte Asylbewerber, die höchsten Sozialleistungen und das liberalste Asylgesetz“ habe. Denn: „Das führt in der Summe dazu, daß wir wie ein Magnet wirken für Menschen in Lebensverhältnissen wie auf dem afrikanischen Kontinent, denen man überhaupt nicht verdenken kann, daß sie den Wunsch verspüren, zu uns und in den Genuß unseres Sozialsystems zu kommen.“
Diekmann kritisiert Bürgergeld für Ukrainer
Auf der anderen Seite lasse man Menschen, „die hier ihren Lebenstraum mit harter Arbeit verwirklichen wollen, die gar nicht auf die Idee kämen, sich als politische Flüchtlinge auszugeben“, nicht ins Land.
Im Gespräch mit dem konservativen Magazin spricht der Ex-Bild-Chef zudem über den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und seine Folgen für Deutschland, kritisiert das Bürgergeld für Ukrainer und begründet, warum Deutsch auf dem Schulhof Pflicht sein muß. (ho)
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