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Kinopremiere: „Thor – Love and Thunder“: Wissen, wo der Hammer hängt

Kinopremiere: „Thor – Love and Thunder“: Wissen, wo der Hammer hängt

Kinopremiere: „Thor – Love and Thunder“: Wissen, wo der Hammer hängt

Der neue Thor-Film bietet übliche Marvel-Qualität Foto: picture alliance / Everett Collection | ©Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection
Der neue Thor-Film bietet übliche Marvel-Qualität Foto: picture alliance / Everett Collection | ©Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection
Der neue Thor-Film bietet übliche Marvel-Qualität Foto: picture alliance / Everett Collection | ©Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection
Kinopremiere
 

„Thor – Love and Thunder“: Wissen, wo der Hammer hängt

Eindrucksvolle Leinwandgemälde, ein etwas pflaumiger Zeus und weibliche Unterstützung: Der neue Marvel-Film über Thor zeigt den germanischen Donnergott als Superhelden mit kleinen Fehlern.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Eine Reflexion über Religion steht am Anfang von „Thor – Liebe und Donner“, dem bereits vierten Großangriff der germanischen Götterwelt auf den Seelenfrieden des Zuschauers, mit Chris Hemsworth in der Titelrolle des Gottes mit dem Hammer. Der Vorspann dient also, anders als in den „James Bond“-Filmen, nicht einer krachenden Action-Kanonade, die dann – so war es beim letzten 007-Abenteuer mit Daniel Craig – der Rest des Films kaum noch übertreffen kann, sondern geradezu philosophischen Betrachtungen über die Natur des Glaubens.

Ein wenig lugen da die intergalaktischen Abenteuer des Raumschiffs Enterprise durch die Ritzen der Inszenierung. In der Episode „Who Mourns for Adonais“ von 1967 hatten es Kirk und Spock mit einem griechischen Gott zu tun bekommen, dessen Stern am Sinken war. Das Motiv findet sich auch in dem nagelneuen Marvel-Film.

Excalibur als Götterschreck

Die erste Szene von „Thor – Love and Thunder“ könnte auch „Dune“, dem großen Science-fiction-Knüller des Vorjahres, entnommen sein: Ein Verzweifelter (Christian Bale) mit ausgetrockneter, rissiger Haut schleppt sich dort gemeinsam mit seiner Tochter über einen wüsten Planeten, fleht die Götter um Beistand an – und wird enttäuscht. Die Tochter verdurstet. Zu spät erscheint vor den Augen des Gemarterten namens Gorr eine paradiesische Oase, in der ein zynischer Gott seinen Sitz hat. Er belehrt den Gläubigen: „Es gibt keinen ewigen Lohn.“ Und: „Zu leiden für deinen Gott ist dein einziger Zweck.“ Gorrs Antwort kommt prompt: „Ich verleugne dich!“

Er wird damit zum Sprachrohr vieler vom Glauben Enttäuschter. Und dann passiert, was eben passieren kann, wenn man es mit Göttern der vorchristlichen Mythologie zu tun hat: „Alle Götter müssen sterben!“, proklamiert der Abtrünnige und läßt prompt Taten folgen. Ihm wird ein Vorläufer des sagenhaften Excalibur an die Hand gegeben. Mit dem magischen Schwert meuchelt er erst den Versager auf dem Thron vor ihm und avanciert anschließend zum universellen Götterschreck. Sein grausames Wüten reißt schließlich auch den nach der tragischen Trennung von seiner irdischen Freundin Jane Foster (Natalie Portman) lethargisch gewordenen Hammerschwinger aus dem Vorruhestand.

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Auch Zeus mischt mit

Jane übt eine Funktion aus, die aus anderen Superheldengeschichten bekannt ist: Sie ist Thors Verbindung in die Welt der Sterblichen. Auch Superman und Spiderman beispielsweise ließen sich ja durch Lois Lane beziehungsweise Mary Jane Watson freiwillig an die Leine legen. Da ist Thor nicht anders. Zu den melancholischen Klängen des Abba-Liedes „Our Last Summer“ wird dem „Thor“-Erstbesucher im Schnelldurchlauf die Vorgeschichte der Liebesbeziehung enthüllt, die in „Thor“ (2011) begann, in „Thor – Das dunkle Königreich“ (2013) fortgesetzt wurde und schließlich in eine tragische Trennung mündete. Frau der Wissenschaft und Gott des Donners: konnte das überhaupt gutgehen? Sodann erfährt der Zuschauer, daß das Zerwürfnis nicht nur Thor in Seelenpein gestürzt hat, sondern auch der begnadeten Astrophysikerin nicht gut bekommen ist: Sie leidet an schwer therapierbarem Krebs.

Noch schwerer therapierbar ist freilich – das zeigt sich im weiteren Verlauf des Films – Götterschreck Gorr, der Thors Freunden von der „Guardians of the Galaxy“-Truppe übel zusetzt. Außerdem hat er einen Kindergarten entführt. Da ist guter Rat teuer. Im flugs einberufenen Götterkonzil erweist sich Obergott Zeus (Russell Crowe) als riesengroße Pflaume, die vom Baum geholt werden muß. Thor bekommt für die entscheidende Schlacht also nur minimale Rückendeckung.

Der Donnergott bekommt weibliche Verstärkung

Auf einem Asteroiden, der sämtliche Farbe aus der Leinwand treibt (nette Idee), kommt es schließlich zu einem ersten Kräftemessen. Der Donnergott sucht sich mit seiner Axt Sturmbrecher Respekt zu verschaffen und erweist sich damit als Tor. Denn rasch wird klar: Jane ist diejenige, die weiß, wo der Hammer hängt (nämlich an ihrem Arm). Es kommt, wie es kommen muß: Sie eilt ihm, in entsprechender superheldengerechter Montur, zu Hilfe und gibt alles!

Nur: Was bedeutet so ein kolossaler Kampfeinsatz für ihren Krebs? Droht da nicht die vorzeitige Abberufung nach Walhalla? Und wieso hat eine sterbliche Astrophysikerin auf einmal gottgleiche Fähigkeiten? Die Logik, auf die solche Fragen zurückgehen, kann man sich für einen Film aus dem Marvel-Universum getrost abschminken.

Eindrucksvoll bebildert

Natürlich hat der Thor des Comics von Stan Lee und Jack Kirby, ein Produkt der Kennedy-Ära übrigens, wenig zu tun mit dem germanischen Wettergott. Er dient, wie die ganze Götterwelt, die der Film des Neuseeländers Taika Waititi (der als steinerner Superheld Korg auch selbst mitspielt) eindrucksvoll bebildert, lediglich als vage Inspiration für exzentrische Egotrips aus der Computertrickkiste. Auf die genretypischen 3D-Leinwandgemälde muß der Zuschauer also nicht verzichten.

Indes: Es ist immer eine Gratwanderung, wenn ein Film sowohl er selbst als auch seine eigene Persiflage sein möchte. Gewiß, die augenzwinkernde Erzählweise läßt leichter über die gewagte Mixtur aus Fantasy, Superheldenaction und Liebesdramödie hinwegsehen; Zeus ist ein selbstverliebter Schwätzer mit Spielzeugblitz, Kaiser-Nero-Allüren und Alexis-Sorbas-Akzent; Jane Foster wird mal mit Jane Fonda, mal mit Jodie Foster verwechselt; In dem irdischen Erlebnispark New Asgard hat Matt Damon als Theatergott einen Gastauftritt: solche parodistischen Elemente haben sicher ihren Wert für alle, die mit wildem Schlachtgetümmel eher auf dem Kriegsfuß stehen. Aber irgendwann fragt man sich natürlich schon, was man hier überhaupt noch ernst nehmen kann.

Und wie bei allen Marvel-Filmen gilt: Abspann bis zum Ende gucken!

Filmstart in den Kinos: 6. Juli

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