Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder zumindest eine Geldstrafe drohen dem britischen Rockmusiker Ian Kilmister, besser bekannt als Lemmy. Denn der Sänger und Bassist von Motörhead hat im beschaulichen Aurich möglicherweise gegen Paragraph 86a des Strafgesetzbuches verstoßen. Der verbietet das „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“, selbst wenn die Abzeichen oder Uniformstücke ihnen nur „zum Verwechseln ähnlich sind“. Das ist kein Ostfriesenwitz, denn die dortige Staatsanwaltschaft muß seit zwei Wochen einer entsprechenden Anzeige gegen den Engländer nachgehen. Die Ermittlungen und Zeugenbefragungen dauerten an, erklärte ein Justizsprecher der JUNGEN FREIHEIT. Auf einem Werbefoto für das „Wacken Rocks Seaside“-Festival (wo Motörhead, Saxon und Torfrock unter polizeilichen Argusaugen spielten) in der Lokalpresse trägt der Sänger eine schwarze Kopfbedeckung, die einer Dienstmütze der SS ähneln soll. Und dabei ist alles vielleicht noch viel dramatischer, denn Lemmy sammelt nur Originale – und das seit Jahrzehnten. Speziell solche von bad guys, denn die hätten „immer die besten Uniformen gehabt, Napoleon, die Konföderierten, die Nazis“, meinte Kilmister einmal gegenüber dem US-Musikmagazin New York Waste. „I mean, the SS uniform is fucking brilliant! They were the rock stars of that time“, so der 62jährige weiter. Dennoch sei er keinesfalls ein „Nazi“, nur weil er Uniformen sammle. In den USA, wo er seit einigen Jahren lebt, seien solche Sammlerleidenschaften etwas völlig Normales. Ein GI habe sogar ein deutsches Jagdflugzeug Focke-Wulf Fw 190 aus dem Zweiten Weltkrieg mit in die USA genommen, sagte der Motörhead-Chef. Die vier US-Hardrocker von Kiss haben übrigens ihre Deutschland-Tournee im Frühjahr ohne anonyme Anzeige überstanden – obwohl das Doppel-S ihres Namens ebenfalls dem Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation zum Verwechseln ähnlich sieht. Und dabei thronte der Kiss-Namenszug groß und grell beleuchtet über und auf dem Schlagzeug von Eric Singer auf der Bühne. Aber wo kein Kläger, da kein Richter.