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Zum Leiden verurteilt

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Herbert George Wells gehört zu den interessantesten und vielseitigsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Sein Gesamtwerk umfaßt etwa 100 Bände und reicht von theoretischen Schriften zu Biologie, Zeitgeschichte, Philosophie und Politik bis zu seinen weltberühmten Romanen und Erzählungen. Es sind dies Musterbeispiele der phantastischen und utopischen Literatur, wahre Klassiker moderner Erzählkunst. Als Ahnherr der modernen Science-Fiction-Literatur und als einer der genialsten Autoren dieses Genres ist Wells in die Geistesgeschichte eingegangen. H. G. Wells wurde am 21. September 1866 in dem Städtchen Bromley in der englischen Grafschaft Kent geboren. Der Vater war Gärtner, später brachte er es zu einem kleinen Stoffhandel, war jedoch als Geschäftsmann nur wenig erfolgreich. Die kleinbürgerlich-bigotte Welt seines Elternhauses engte den jungen Wells ein. So entstand wohl auch seine notorische Antipathie gegen den Katholizismus, den er als vorbürgerlich verabscheute. Dieser intensive Haß gegen das „Römische“, das er als mittelalterliche Konterrevolution gegen die Moderne verstand, brachte ihn sogar dazu, im Zweiten Weltkrieg einen vernichtenden Luftschlag der Alliierten gegen Rom zu befürworten. Daß er mit seinem Ekel vor dem „Katholischen“ bewußt im Gegensatz zu zahlreichen seiner intellektuellen Landsleute stand – viele anglikanische Dichter wie Graham Greene, Evelyn Waugh, G.K. Chesterton oder Julien Green konvertierten zur Katholischen Kirche -, störte ihn nicht im geringsten. Schon in so frühen Werken wie „Die Zeitmaschine“, der phantastischen Geschichte eines in die Zukunft fliegenden Erfinders, sah er sich selbst als Helden. Durchaus prosaisch schilderte er ein kleines Paradies, in das der Zeitreisende gerät, bevölkert von den Eloi, anmutigen und sorglos lebenden Geschöpfen. Doch schon bald merkt der Erfinder, daß auch in dieser scheinbar so friedvollen Gesellschaft der nackte Terror herrscht, denn die Eloi werden drangsaliert und ausgebeutet von den Morloks, unterirdisch lebenden Monstern, die die harmlosen Eloi unbarmherzig massakrieren. In „Die Insel des Dr. Moreau“ ist der Held ein aus England ausgewiesener Wissenschaftler, der auf einer abgelegenen Südsee-Insel Experimente durchführt, bei denen Tiere mittels operativer Eingriffe in Halbwesen verwandelt werden. Moreau, dieser dämonische Vivisektionist, ist dabei zugleich Prometheus und strafender Gott. Die Parallele zur Schöpfungsgeschichte ist unverkennbar: Stets ist der Mensch vom Abgleiten in den Zustand der Bestie bedroht, und wie die von Moreau erschaffenen Kreaturen sind auch die Menschen zum Leiden verurteilt. Wells‘ Engagement bei der Fabian Society, einer Vereinigung britischer Sozialisten, war nur von kurzer Dauer. Seine sozialrevolutionären Träume verblaßten, und er wandte sich der Metaphysik zu. In „Krieg der Welten“ ließ er Außerirdische ganz England in Schutt und Asche legen – Orson Welles machte in den dreißiger Jahren daraus eine Radio-Reportage, die so täuschend echt klang, daß Zehntausende Amerikaner in Panik vor den angeblich gelandeten Marsianern die Flucht ergriffen -, und in „Die Riesen kommen“ warf er die Frage auf, ob die Menschen wie einst die Dinosaurier zum Aussterben verurteilt sind. Am Ende seines Lebens machte ihn die politische und technische Entwicklung zum Pessimisten („Der Geist am Ende seiner Möglichkeiten“). H.G. Wells starb am 13. August 1946 im Alter von 79 Jahren in London.

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