Um ihn „vor einem Akt politisch korrekter Barbarei zu retten“, hat die australische Zeitschrift Quadrant in ihrer Septemberausgabe Konrad Löws Aufsatz „Deutsche Identität in Verfassung und Geschichte“ (JF 17/04) nachgedruckt. Wegen dieses Textes, der ursprünglich im Deutschland Archiv erschien, wurde damals die gesamte Restauflage eingestampft, nachdem sich die Redaktion in einem Brief an die Leser von seinen Aussagen distanziert hatte. Unter dem Hingucker-Titel „How Guilty Were ‚Ordinary Germans‘?“ („Wie schuldig waren ‚gewöhnliche Deutsche‘?“) wird er nun als Aufmacher eines Heftes präsentiert, das sich ansonsten auf erfreulich anspruchsvollem Niveau mit Erfahrungen und Gefahren der Einwanderung, persönlicher Verantwortung als juristisches Konzept, dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche am Beispiel der Leihmutterschaft sowie einer vorsichtigen Ehrenrettung des „postmodernen Projekts“ befaßt. Daß Löws Aufsatz down under kein ähnliches Schicksal blüht wie hier, dafür bürgt die vorbildliche, robuste und dabei sensible Debattenkultur, die in der zehnmal jährlich erscheinenden Publikation gepflegt wird. Neben Gedichten und eher esoterischen Texten etwa über den „bekanntesten Trappistenmönch aller Zeiten“ enthält die vorliegende Ausgabe gleich mehrere Beiträge zu fortdauernden Auseinandersetzungen über Grundsatzfragen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Löws Ausführungen, so wird im Editorial betont, sollen dazu verhelfen, „den Holocaust und die Deutschen rational zu diskutieren“. Auf Reaktionen nicht zuletzt aus der rührigen Leserschaft darf man gespannt sein. Auf welcher Erdhalbkugel die Dinge kopfstehen, ist, wie „Australiens unabhängige Zeitschrift für Literatur und Ideen“ triumphal vorführt, nur eine Frage des eigenen Horizonts. Anschrift: Quadrant Magazine Co. Inc., 437 Darling Street, Balmain NSW 2041, Australien. Internet: www.quadrant.org.au
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