Die aktuelle Dezember-Ausgabe von Konkret, der monatlich erscheinenden traditionsreichsten Zeitschrift des deutschen Linksextremismus, vermeldet den Tod des Palästinenserführers Arafat unter dem Titel „Gute Nachrichten“. Sein „Lebenswerk brachte Tausenden Menschen den Tod und Millionen Armut und Unterdrückung“ schreibt der Autor, ein Mathematik-Student aus Bielefeld, dessen Rechenkünste hoffentlich etwas weiter reichen als sein politischer Verstand. Daß an dem Desaster im Nahen Osten keineswegs die Palästinenser die Hauptschuld tragen, sondern der Staatsterrorismus Israels mit seiner Siedlungspolitik und den besetzten Gebieten, kommt in der Nahost-Geschichtsschreibung der Konkret-Kommentatoren jedoch aus naheliegenden Gründen nicht vor. So wie man sich in schlechten alten Zeiten von der DDR-Staatssicherheit alimentieren ließ und diese dafür publizistischen Dank erwarten durfte, so wurde nach dem schmählichen Untergang derselben kurzerhand ein neues Objekt der Begierde auserkoren: Israel. Ob die Subventionen auch diesmal wieder eifrig sprudeln, gehört angesichts des Dahindümpelns der Zeitschrift zu dem meistdiskutierten Fragen in linksradikalen/ antiimperialistischen Zirkeln. Hermann L. Gremlizas Kolumne „Kampf den Kulturen“ läßt daran allerdings ein wenig Zweifel aufscheinen: „Ein Mädchen zu beschneiden oder Homosexualität Sünde zu nennen, ist nicht Glaubenssache, sondern Verbrechen. Der erste italienische Kandidat für die EU-Kommission war kein seinem Gott treuer Ehrenmann, sondern ein Krimineller.“ Nun könnte man sagen, so ist er halt, der Gremliza, außerdem wird er auch nicht jünger, das ewige Räsonieren und Wutschnauben macht auch nicht klüger, und bei soviel Schaum vor dem Mund ist es kein Wunder, daß die Haßkappenfolklore und bleierne Zeitkritik, die Konkret unverdrossen hochhält, immer mehr Lesern geradewegs am Arsch vorbeigeht. Ob aber die Förderer der Zeitschrift solchen Kokolores auch dauerhaft belohnen, ist perspektivisch eher fraglich. In der Tat haben die Verständigungstexte der sogenannten „Softcore-Antideutschen“ mit all ihrem fundamentalistischen Blödsinn und ihrem wütenden Fanatismus anderen linksextremen Mitteilungen, die nicht davon überzeugt sind, ständig die Waffen-SS im Nacken zu haben, immerhin eines voraus – selbst Rechtskonservative, die sonst mit Satire gewisse Schwierigkeiten haben, kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Ob Gremliza in seiner bereits erwähnten Kolumne „Israel für den allerletzten Restposten der Aufklärung“ hält oder Joachim Rohloff – übrigens völlig zu Recht – den grünen Allerweltspolitiker Christoph Ströbele auf das diesem angemessene Maß des notorischen Berliner Kiez-Querulanten zurückstutzt: Im Gegensatz zu den „Hardcore-Antideutschen“ der Zeitschrift Bahamas hat Konkret sich zumindest ein bisserl Kapitalismus-Kritik bewahrt. Und so wird man hier auch weiterhin stramm in der Verantwortung stehen, hektisch Fleißkärtchen für „Antirassismus“ verteilen und ungebeten „antifaschistische“ Gulaschkanonenromantik verbreiten.
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