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Für eine Kultur des Schönen

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

In den 1950er Jahren war Brigitte Bardot der Traum einer ganzen Schülergeneration. Heimlich schlich man nachmittags ins Kino, um „BB“ auf der Leinwand zu bewundern und dann wochenlang von ihrer Schönheit zu zehren. Heute ist die Siebzigjährige, die sich vor allem dem Tierschutz und der Bewahrung der kulturellen Identität Frankreichs verschrieben hat, immer noch eine schöne Frau. Und sie ist die Stimme der „schweigenden Mehrheit“ der Franzosen, die mit schonungsloser Offenheit eine Gesellschaft kritisiert, deren Heil allein im Materiellen zu liegen scheint. Manch einer mag sich wundern, daß ausgerechnet eine Schauspielerin, die in ihrer Glanzzeit für ihre relative Freizügigkeit bekannt war, sich heute leidenschaftlich gegen den allgemeinen Werteverfall stemmt, Opportunismus und Gleichgültigkeit geißelt und gegen Multikulturalismus, Naturzerstörung und die totale Sexualisierung zu Felde zieht. Doch selbst ihre „gewagtesten“ Filme jener Jahre würden heute, wo Pornographisches nachmittags im Fernsehen präsentiert wird, den prüdesten Moralapostel nicht mehr schockieren. Und sie hat offenbar verstanden, daß sich eine Gesellschaft, die sich freiwillig dafür entschieden hat, Schamlosigkeit, Exhibitionismus und grenzenlose Vulgarität als Kunst anzuerkennen, bereits in voller Auflösung befindet. Brigitte Bardots Abrechnung mit dieser von ihr zu Recht als korrupt, geschmacklos und durch und durch kommerzialisiert definierten Gegenwart ist hart und geht einher mit einer fast beschwörend klingenden Verklärung der Vergangenheit, als Kunst noch mit Können zu tun hatte, Frauen noch Frauen und Männer noch Männer waren. Natürlich wurde auch früher „fremdgegangen“, aber hinterher schämte man sich wenigstens anständig und hatte ein schlechtes Gewissen. Natürlich gab es schon immer Homosexualität, aber ohne die lächerliche Karikatur des zweifelhaften Geschmacks, mit dem die Betroffenen heute auf ihre angeblichen Rechte pochen und ihre „kulturelle“ Vorherrschaft kundtun. Natürlich waren die unterschiedlichen Kulturen der verschiedenen Völker gleichzeitig auch ihr größter Reichtum, doch mit der von der politischen Linken propagierten und eiskalt ins Werk gesetzten Vermischung der Völker und Kulturen in einem unansehnlichen Einheitsbrei bereitet man seit drei Jahrzehnten die langweilige und häßliche „one world“ vor. „Die Glocken läuteten zur Sonntagsmesse. Die Landpfarrer hielten ihren Schäfchen flammende Reden von der Kanzel herunter. Die Messe wurde auf Latein gelesen, dem Kruzifix zugewandt, mit dem Rücken zur Gemeinde und ohne Mikrophon. Die Pfarrer wurden an ihrer Soutane erkannt. Die Handwerke florierten, es gab Arbeit für alle. Das Leben war schön, das im Aufbau befindliche Frankreich war authentisch, patriotisch und chauvinistisch. Das war das Glück in der bestmöglichen aller Welten.“ Modernisten, Feministinnen und andere Linke mögen angesichts solcher Sätze aufheulen, aber gerade in dieser sehnsüchtigen Nostalgie liegt die große Stärke und Glaubwürdigkeit der Autorin. „Rückbesinnung und Auflehnung“ ist nicht nur der Untertitel des Buches, sondern ihre Überzeugung. Ihr wichtigstes Engagement ist jedoch der Tierschutz. Maßlos enttäuscht von den Menschen hat sie hier jene bedingungslose Liebe gefunden, nach der sie immer suchte. Unzählige Tiere hat sie vor dem sicheren Tod bewahrt, aus grausamen Tiertransporten gerettet, vor den Mißhandlungen durch Tierquäler beschützt und aus Tierasylen zu sich geholt. Sie sind zu ihrem Lebensinhalt geworden, für sie kämpft sie, auch gegen die lautstarke und selbstbewußte Minderheit von Frankreichs Muslimen. Ihre Anklage gegen das tierquälerische Schächten brachte Bardot nicht nur deren unerbittlichen Haß ein, bis hin zu Morddrohungen, sondern auch hohe Geldstrafen. Aber da sie es ernst meint, läßt sie sich in ihrem Kampf gegen diese schändlichen Gebräuche durch nichts beeindrucken. Foto: Tanzende Brigitte Bardot, 1956: Hinterher schämte man sich wenigstens anständig Brigitte Bardot: Ein Ruf aus der Stille. Rückbesinnung und Auflehnung. Langen Müller, München 2004, geb., 224 Seiten, 19,90 Euro

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