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Es ist so furchtbar entspannend…

Es ist so furchtbar entspannend…

Es ist so furchtbar entspannend…

 

Es ist so furchtbar entspannend…

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Und während ich so auf den Fernseher starre, schalte ich bei beginnender Werbung den Ton ab, um mir beim kaum hörbaren Summen des Flachbildschirms die klug und kreativ dargebotenen Kaufanreize anzuschauen. Ein glückliches Pärchen in einer schönen Wohnung freut sich über das Geld aus einem Kleinkredit, was mich an die vielen tollen Sachen erinnert, die ich jetzt sofort haben könnte, wenn ich mich nur für 84 Monate bei einer Verzinsung von knapp sieben Prozent verschulden würde.

Ohne echtes Desinteresse an den Möglichkeiten des Kommerz, schalte ich unwillkürlich um und gerate an eine Sendung über – nach gängigem Standard – häßliche Frauen, deren Nasen, Zähne, Brüste, Bäuche und Schenkel nach rund 40 Jahren echtem Leben sehr weit entfernt sind von dem, was ich gerade noch in der Werbung gesehen habe. Ich schalte den Ton wieder an. Nach nur wenigen Operationen werden ihre Körper schön und die Protagonistinnen wieder selbstbewußt und glücklich sein.

Dann kommt Kabarett auf dem Zweiten, die Komiker geben sich intellektuell und verbreiten eine als Gesellschaftskritik getarnte Sammlung von Gemeinplätzen über die Bösen in der Welt, vor allem über „die da oben“ und die in den USA. Erst ist das Publikum betroffen, und dann klatscht es erleichtert, wenn endlich der Witz kommt. Spannend an den Spaßvögeln ist, daß sie außerordentlich schlaue Dinge sagen wollen, aber sich mit aller Gewalt in die Gewänder und den Habitus des einfachen, etwas schrägen und ehrgeizlosen Mannes zwängen. Bloß nichts Besseres sein! Nach einem FDP-Witz (wie überraschend) schalte ich wiederum – um. Uri Geller, klick, Sitcom, klick, Geschichtsdoku, klick, Werbung, klick, US-Krimi, klick, Stefan Raab, klick, interessanter Spielfilm, klick, es nimmt kein Ende.

Und wer läßt es geschehen?

Jetzt böte das allerlei Anlaß zur Kritik an der „Kulturindustrie“. Diese Verdummung, diese Scheinwelt, dieser Überfluß, diese Verführung zum Konsumismus, dieser Kultur-Imperialismus! Nicht zuletzt: Diese Zeitverschwendung…

Und wer ist nun schuld daran? Wer läßt es geschehen? Das sind zwei von wenigen großen Fragen, die wir ganz einfach beantworten können. Aber, ganz ehrlich, es ist doch furchtbar entspannend, mal so richtig ruhiggestellt zu werden?

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