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Lieber raus aus der Nato

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Cato, Palmer, Exklusiv

…als rein in den Warschauer Pakt. Das war die spöttisch unkorrekte Absage an das Atomraketengerassel der sogenannten Supermächte, wie sie um 1980 immer mal wieder zu hören war oder illegal an die Wände gemalt wurde.

Offiziell dachte natürlich niemand in diese Richtung. Eine Reduzierung der mehr oder weniger befreundeten Besatzungstruppen, ein Ende der Nachrüstung und der Aussicht, in der Norddeutschen Tiefebene den Dritten Weltkrieg ausfechten zu müssen, so lauteten die heimlichen Sehnsüchte der Bundesdeutschen. Eigentlich trugen  diese Gedanken aber unpolitischen Charakter, denn sie wurden nicht einen Schritt weitergedacht, so bald mögliche Konsequenzen sichtbar wurden.

Westbindung contra Freundschaft mit der Sowjetunion

Man wollte in Ruhe gelassen werden, aber die Nato, die Europäische Union. oder die „Westbindung“ ernsthaft aufzugeben, so weit dachte kaum jemand. Es würde auch kaum eine realistische Option gewesen sein, den westdeutschen Rumpfstaat in eine Neutralität zu führen, so lange eben der realsozialistische Warschauer Pakt noch vor der Haustür stand und das Land geteilt war. Dieser Zustand aber schien zementiert zu sein. Demnach war eine Vereinigung von  BRD und DDR politisch unvorstellbar. Es strebte sie auch – entgegen aller späteren Legenden – niemand aus der politischen Klasse an.

Jenseits der Mauer begann die DDR zu dieser Zeit immerhin kulturell die nationale Karte zu spielen. Es entstand, was Wolfgang Venohr bald als das „rote Preußen“ beschrieb, ein Staat, der völlig ungeniert das betonte, was er als positive Seiten der deutschen Geschichte verstanden wissen wollte. Negative Seiten wurden dem Klassenfeind zugeschoben, nicht dem deutschen Volk. Realpolitische Folgen sollte das nach dem Willen von Honecker und Co. aber auch nicht haben. Was den anderen die Westbindung war, war ihnen die unverbrüchliche „Freundschaft zur Sowjetunion“.

Robert Havemann hatte alle Ämter verloren

Konsequenterweise saß denn auch der Einzige, der in der DDR laut die Wiedervereinigung und die deutsche Neutralität forderte, unter strenger Überwachung durch die Staatssicherheit im eigenen Haus fest. Er hieß Robert Havemann und galt als unzuverlässiger Kommunist, der zwar früher einmal Abgeordneter der Volkskammer gewesen war und sogar selbst als Zuträger für die Staatssicherheit gearbeitet hatte, nun aber schon seit 1965 alle Ämter verloren und Berufsverbot hatte. Kurz vor seinem Tod 1982 veröffentlichte er in einer gemeinsamen Aktion mit anderen, denen wie Rainer Eppelmann ihre politische Karriere noch bevorstand, einen „Berliner Appell“. Gefordert wurde darin nicht nur umfassende Abrüstung, sondern eben der Abzug aller Besatzungstruppen aus beiden Teilen Deutschlands. Das mußte politische Folgen für das innerdeutsche Verhältnis haben und Havemann fand in einem begleitenden Brief an der starken Mann der UdSSR, Parteichef Leonid Breschnew, die entsprechenden Worte:

„36 Jahre nach Ende des Krieges ist es jetzt zur dringenden Notwendigkeit geworden, die Friedensverträge zu schließen und alle Besatzungstruppen aus beiden Teilen Deutschlands abzuziehen. Wie wir Deutschen dann unsere nationale Frage lösen, muß man uns schon selbst überlassen.“

Diese Tonlage konnte eigentlich nur aus der DDR kommen, nicht aus dem von Kollektivschuldlegenden geplagten Westen. In Westdeutschland übernahm man aus dem Berliner Appell denn auch nur das allbekannte  Schlagwort „Frieden schaffen ohne Waffen“, nicht das nationale Selbstbewußtsein oder das Ziel einer politischen Autonomie.

Weitreichende Folgen

Dies hat anscheinend Folgen bis heute. Das Bundesministerium des Innern bringt es beispielsweise nicht fertig, den Berliner Appell zu verschweigen, widmet ihm aber ganze fünf Zeilen, die ihn unter Einsatz des bekannten Schlagworts und Verschweigen seiner weiteren Forderungen zu einer zivilreligiösen Angelegenheit machen.

Das Internet-Desinformationsportal Wikipedia hat den Artikel zum Berliner Appell gleich ganz gelöscht. Er habe „unsinnige Inhalte“ enthalten. Die Deutschen sich „selbst überlassen“, in der Tat, was für ein unsinniges Ziel, das bis heute keine handlungsfähige politische Heimat gefunden hat. Da bleibt man doch besser in der NATO.

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