Das österreichische Kanzleramt zensiert: Da werden Krankenschwestern zum „Krankenpflegepersonal“, Fiaker zu „FiakerInnen“ und Kindergärtner zu „Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen“. Wer sich über solche Wortverrenkungen in regierungsamtlichen Texten wundert, der/die sollte wissen, daß dahinter ein Sprachzensurprogramm steht. Bei der technischen Umsetzung sieht sich Österreich als VorreiterIn. Ein Hilfsprogramm soll den geschlechtslosen Mitarbeitenden, welche nicht die von der Regierung erwünschte Sprache verwenden, bei der Textverarbeitung auf die Sprünge helfen.
Österreichs FrauenministerIn Gabriele Heinisch-Hosek schwärmte am 17. Juni dieses Jahres in einer Pressemitteilung: „Verändern durch Gendern heißt es ab sofort im Bundeskanzleramt, denn mit der neuen Funktion fürs Texten im Office haben wir das weltweit erste derartige Tool zur Unterstützung geschlechtergerechter Sprache.“ Dieses von Microsoft entwickelte „Instrument“ setze für eine „moderne Verwaltung“ ein „wichtiges Signal“. Sie forderte Unternehmen und Einzelpersonen dazu auf, dieses Hilfsprogramm ebenfalls einzusetzen: „Auf diesem Weg kann die sprachliche Gleichstellung allmählich in den Mainstream übergehen.“
Amtlich verordnete Geschlechtsumwandlung
„Gendern“, „Tool“, „Mainstream“ – Bei solchen WörterInnen wünscht man/frau sich eher ein Werkzeug zur Entfremdwörterung der deutschen Sprache. Dieses Hilfsmittel hätte im Gegensatz zum „Tool“ des BundeskanzlerInnenamts den Vorteil, für Verständlichkeit zu sorgen. Doch dies ist ja gar nicht gewollt. Es wäre auch entlarvend, statt „Gendern“ etwa „Geschlechtsumwandeln“ zu sagen, statt von einem „Office-Tool“ lieber von einem „Zensurwerkzeug“ zu sprechen oder den „Mainstream“ zum Beispiel als „blinden Gehorsam“ zu bezeichnen.
Von „sprachlicher Gleichstellung“ kann im übrigen auch keine Rede sein, „sprachpolizeiliche Vorschriften“ wäre treffender. Der regierungsamtliche Sprachfeminismus geht nämlich von der falschen Annahme aus, daß grammatisches und biologisches Geschlecht identisch seien. Doch seien es „der“ Mensch, „das“ Kind oder „das“ Mädchen: Der bestimmte Artikel legt keinesfalls fest, ob es sich um ein männliches oder weibliches Wesen oder um eine Sache handelt. Mit anderen Worten: In unserer Sprache gibt es gar nichts „gleichzustellen“. Das ist ein reines ideologisches Konstrukt zur Dressur und Uniformierung der UntertanInnen.
Pippi-Langstrumpf-Politik
Dieser Unfug greift tatweiblich/tatmännlich/tatsächlich nicht nur in der österreichischen Regierung um sich. So gibt die Schweizerische Bundeskanzlei einen „Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“ heraus. Das deutsche Bundesfamilienministerium hat unter anderem eine „Checkliste Gender Mainstreaming bei Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ veröffentlicht. Es empfiehlt darin beispielsweise, „ausschließlich männliche Formulierungen gerade in männlich dominierten Bereichen (wie z. B. ‚Wissenschaftler‘, ‚Professor‘, ‚Chef‘) bewußt zu vermeiden“. Das ist Pippi-Langstrumpf-Politik nach dem Motto: „Ich mach’ mir die Welt wie sie mir gefällt.“ Dagegen hilft nur, immer wieder aufzuklären, daß 2 mal 3 tatsächlich nicht 4 ist.