„Super, Deutschland schafft sich ab!“ ist eine Satire von Deniz Yücel. Sie erschien am 4. August in der tageszeitung. Selten haben wir so gelacht. Seine Schenkelklopfer rührten gerade die Sprachschützer zu Tränen, etwa: „Der Erhalt der deutschen Sprache übrigens ist kein Argument dafür, die deutsche Population am Leben zu erhalten.“ Oder: „Im Interesse der deutschen Sprache können die Deutschen gar nicht schnell genug die Biege machen.“ Ein Brüller nach dem anderen massierte unsere Lachmuskeln. Ein Feuerwerk der Pointen brannte er ab, daß es nur so rauchte.
Yücels Text nicht als Satire zu verstehen, verbietet sich für uns Deutsche, denn sonst würden wir ja seine – selbstverständlich satirisch gemeinte – volkskundliche Beschreibung bestätigen: Wir seien, so meint Yücel, „eine Nation, die seit jeher mit grenzenlosem Selbstmitleid, penetranter Besserwisserei und ewiger schlechter Laune auffällt“. Hahaha! Zu komisch, dieser Yücel! Wie absurd! Huhuhu, ich kann nicht mehr, bitte aufhören!
Gnadenlose Scherze über das Ableben der deutschen Sprache
Der lustige Yücel stellt sich in eine Reihe gnadenloser Satiriker, die über das vermeintliche Ableben der deutschen Sprache ihre Scherze trieben. Unvergessen bleibt etwa der Satz des Komikers Günter Oettinger, der 2005 dem Südwestrundfunk erklärte: „Deutsch bleibt die Sprache der Familie, der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest, aber – Englisch wird die Arbeitssprache. Deswegen haben wir in Baden-Württemberg, ab der Grundschule, 1. Klasse, Englisch eingeführt.“ Die rot-grünen Miesepeter wollen jetzt allerdings den Englischunterricht in der 1. und 2. Klasse wieder abschaffen. Verstehen die denn keinen Spaß?
Oder erinnern wir uns an den Spaßvogel Michael Fuchs. Der CDU-Politiker und damalige Präsident (heute Ehrenvorsitzende) des Bundesverbands des deutschen Groß- und Außenhandels stieg im Dezember 1999 in die Bütt und scherzte: „Deutschland sollte Englisch bis 2010 zur zweiten Amtssprache machen.“ Wir wissen ja, daß daraus nichts wurde, es war ja eben nur ein Witz!
Es kann nur Satire sein
Den großartigsten Knaller lieferte jedoch der mittlerweile von einem Hochhaus gestürzte Possenreißer Helmut Seitz. Der damalige Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomie an der Viadrina-Universität Frankfurt an der Oder gab im November 1999 in einem Rundschreiben an seine Kollegen die folgenden Sätze zum besten: „Die deutsche Sprache brauchen wir nicht mehr. Ich bin dafür, alles in englischer Sprache zu machen. Goethe, Schiller und die anderen Schreiberlinge kann man auch auf englisch lesen. … Um die deutsche Kultur zu pflegen, brauchen wir keine deutsche Sprache. Es spricht ja nichts dagegen, für die ausländischen Studenten auch Deutschkurse abzuhalten. Unter Umständen gibt es hierzu bald ein gutes Angebot bei Aldi!“ Die deutsche Sprache lebt jedoch weiter. A really British sense of humour, Mr. Seitz, yes indeed!
Schnell wird klar: Bei all diesen Aussprüchen kann es sich nur um Satire handeln, um eine großartige Verzerrung der Wirklichkeit. Wer etwas anderes vermutet, hat eben keinen Sinn für Humor. Übrigens: Dieses Jahr feiert Yücel an einem besondern Tag Geburtstag, nämlich am Tag der deutschen Sprache. So ein Scherzkeks aber auch! Er kann es einfach nicht lassen.
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