Morgen werde ich für Caspar von Schrenck-Notzing eine heilige Messe feiern. Der konservative Vordenker, dessen Zeitschrift Criticón drei Jahrzehnte lang als wichtigstes Sprachrohr des deutschsprachigen Konservatismus galt, verstarb am 25. Januar 2009 im Alter von 81 Jahren.
Gerne denke ich an die Gespräche mit ihm, die wir zumeist am Telefon führten. Nur zweimal sind wir uns persönlich begegnet, einmal in München und einmal in seiner Villa am Starnberger See.
Bei diesem Besuch sprachen wir auch über seine Konversion zur römisch-katholischen Kirche, die am 5. August 2006 in der Kirche Sankt Peter in München erfolgte. In dieser ältesten Münchner Pfarrkirche gibt es vorne links den berühmten Schrenck-Altar aus dem 14. Jahrhundert.
Distanz zur Evangelischen Landeskirche
Schrenck-Notzings Vorfahren haben diesen dem heiligen Martin geweihten Altar erbauen lassen. Mit seiner Konversion kehrte der Grandseigneur des deutschen Konservatismus wieder zum Glauben seiner Vorfahren zurück.
Doch bis dahin war es ein langer Weg. Der protestantisch aufgewachsene Freiherr ging zur evangelischen Landeskirche immer mehr auf Distanz, je mehr sich dort der Linkstrend verstärkte. Mitte der achtziger Jahre trat er schließlich aus der Kirche aus. Über seine katholische Gattin Regina näherte er sich der katholischen Kirche schrittweise an und faßte schließlich den Entschluß zum Übertritt.
Vor der Aufnahme in die katholische Kirche stand natürlich der Konvertitenunterricht, den Schrenck-Notzing mit Spannung erwartete. Mit Begeisterung erzählte er mir von dem ersten Treffen mit dem Priester, der ihn auf die Konversion vorbereitete.
Mosebach als Grundlage der ersten Gespräche
Zu Schrenck-Notzings Überraschung legte der Priester nicht etwa den Katechismus oder sonst ein katholisches Lehrbuch auf den Tisch, sondern Martin Mosebachs „Kritik der Formlosigkeit“ bildete die Grundlage der ersten Gespräche. Eine unkonventionelle Wahl, und dennoch läßt sich anhand der Mosebachschen Ausführungen sehr gut das Wesen der katholischen Messe erklären.
Caspar von Schrenck-Notzing hat diese Feier, in der Tod und Auferstehung Jesu Christi stets neu gegenwärtig werden, schätzen gelernt und sie bis zum Beginn seiner schweren Krankheit an jedem Sonn- und Feiertag besucht. Er wußte, daß die heilige Messe eine große Hilfe für Lebende und Verstorbene ist. In diesem Sinne werde ich am morgigen Todestag seiner gedenken.