Gott verbindet sich mit uns: Religion in Zeiten von Corona
Gott verbindet sich mit uns: Religion in Zeiten von Corona
Gott verbindet sich mit uns: Religion in Zeiten von Corona
Anbetung der Hirten auf einem frühchristlichen Relief aus dem 4. Jahrhundert Foto: picture-alliance / akg-images / Tristan Lafranchis | / Tristan Lafranchis
Auch in diesem Jahr wird es wieder in vielen Weihnachtspredigten heißen, als Christ müsse man in politischen und ökonomischen Fragen vor allem dem Weg der Liebe folgen. Das ist gut und richtig, aber man sollte hinzufügen, daß der liebe Gott uns nicht umsonst einen Verstand dazu gegeben hat. Ein Essay von Ulrich van Suntum.
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Betr. „Religion und Naturwissenschaft“ und der Neigung von Naturwissenshaftlern zum Atheismus fällt mir noch eine Anekdote aus meiner Studentenzeit ein:
Mein Mathematikprofessor (ich bin Ingenieur und selber in der Mathemamatik nur ein biederer „Handwerker“) verwies in der Vorlesung beiläufig auf eines der wunderhaften Phänomene, die die Welt der Zahlen hier und da aufscheinen läßt. Ich habe leider vergessen, um was es sich handelte. Jedenfalls meinte er (sinngemäß): „Heutzutage, wo da wo die Menschheit zu allen Zeiten Gott sich vorstellten, die Astronauten rumflitzen und bezeugen, daß da nichts ist, ist es vielleicht nur dem Mathematiker noch gegeben, sich die Existenz von so was wie Gott wenigstes irgendwie noch vorstellen zu können.“
„Demnach ist Gott ein nicht nur allmächtiger, sondern auch mitfühlender Weltherrscher, der insbesondere uns Menschen liebt.“
Dieses „Bild“ halte ich für problematisch.
Es verträgt sich nicht mit der Vorstellung von Gott als dem „Schöpfer“. Und zwar dem Schöpfer a l l e r Dinge, unter denen der Mensch ein zwar außergewöhnliches Geschöpf ist, aber doch nur eines unter allem anderen Geschaffenen.
Hier ein „insbesondere“ zu postulieren heißt ja im Effekt, die Schöpfung das sei der Mensch, und alles andere nur das ihm zustehende „Paradies“, eine Bonanza, dem Menschen zur Plünderung freigegeben.
Das pantheistische Verständnis von Schöpfung würde so was nicht hergeben. Wohl aber die atheistische Leugnung von Schöpfung.
Ist Mitgefühl eine Eigenschaft Gottes? Zunächst einmal würde es bedeuten, daß Gott „auch nur ein Mensch“ ist, wenn er Eigenschaften hätte. Das ist sicherlich nicht Sinn der Aussage, sondern daß Mitgefühl gottwohlgefällig sei.
Das könnte man schließen, wenn man den 2000jährigen Erfolg der u.a. die Barmherzigkeit fordernde Lehre des Jesus von Nazareth betrachtet.
Auch pantheistisch würde man folgern, daß Mitgefühl im Einklang mit der Schöpfung ist.
„Es gibt dazu eine schöne jüdische Geschichte von einem ertrinkenden Gläubigen. Mehrfach bieten vorbeikommende Schiffe ihm die Rettung an. Er aber lehnt ab im Vertrauen darauf, daß Gott ihm schon helfen werde. Schließlich geht er unter und steht kurz darauf vor seinem Schöpfer, bei dem er sich bitter beklagt. Dieser aber spricht zu ihm: Was beklagst du dich, habe ich dir nicht drei Schiffe gesandt, damit sie dich aufnehmen mögen?“ – Die eigentliche göttliche Wahrheit, die in dieser Geschichte liegt, bleibt, so wie sie erzählt wird, unerwähnt. Sie liegt ja darin, daß der Ertrinkende, nachdem er tatsächlich ertrunken ist, „vor seinem Schöpfer“ steht. Denn so erfüllt sich das Gottesversprechen im Übergang aus dem oft leidvollen irdischen Leben in das Reich Gottes, das es tatsächlich als göttliches System im Weltall gibt, und in dem wir alle unsterblich sind. Wir befinden uns in unserem irdischen Dasein nur in einem Bypass unseres ewigen Daseins.
„Daß es Leid und Gefahren gibt in der Welt, ist kein Widerspruch zur weihnachtlichen Erlöserbotschaft. Denn diese bedeutet keineswegs, daß wir uns von heute auf morgen plötzlich wieder im Paradies befinden.“ –
Ohne Leid und Gefahren im irdischen Geschehen wär ja eine Erlösung nicht notwendig, und unser irdisches Leben hätte seinen Sinn für Gott verfehlt, der in der Negativdemonstration und Durchsetzungsbedrohung für das richtige Handeln unserer angebundenen Pendents zur Erhaltung des göttlichen Systems im Weltall, das auch unser Paradies ist, besteht. Ohne das abschreckende irdische Beispiel hätte das System keinen Bestand. Darum kann sich auch nicht jeder so plötzlich wieder im Paradies befinden. Damit sich sein Sinn erfüllt, müssen wir unser irdisches Leben zu ende leben, wie es jedem Einzelnen zugedacht ist. Die geschöpflich Mitwirkenden im göttlichen System allerdings sind wir selbst in unserem unsterblichen Dasein.
Der Autor hat diesen Beitrag mit dem Titel „Religion in Zeiten von Corona“ überschrieben. Aber die Problemstellung müßte doch eigentlich heißen: „Gott und Corona“. In der Konsequenz steht die Frage: Wo ist Gott immer, wenn Leid geschieht – das ganze Schwarzbuch der Geschichte über? Oder anders: Wenn Gott allmächtig ist, warum läßt er dann das viele Leid auf der Erde zu? Das ist auch eines der Hauptargumente der Atheisten. Die Religion kann darauf keine Antwort geben.
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Anbetung der Hirten auf einem frühchristlichen Relief aus dem 4. Jahrhundert Foto: picture-alliance / akg-images / Tristan Lafranchis | / Tristan Lafranchis