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Mit leichter Feder

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Als philosophischer und biographischer Schriftsteller trat der 1945 in Rottweil geborene Rüdiger Safranski 1984 mit „seinem“ E.T.A. Hoffmann hervor; die akademischen Jahre zuvor hinterlassen dagegen kaum Werkspuren. Als ein vielfach ausgezeichneter Autor – heute, am 10. November kommt der Welt-Literaturpreis hinzu -, kann Safranski die Universitätsphilosophie gelten lassen, ohne mit ihr zu konkurrieren. Man sollte ihn nicht unterschätzen: Die eigenen philosophischen Prägungen verdankt er unter anderem Vorlesungen und Seminaren von Adorno und dem jungen Michael Theunissen, vor allem aber dem Religionsphilosophen Klaus Heinrich. Safranski kam von weit links, doch verband sich dies mit hohen Ansprüchen. Zu seiner genuinen Gattung wurde die Biographie. Dabei hat sich seine Kongenialität in unterschiedlicher Weise bewährt: An E.T.A. Hoffmann hat er mit seinem Debüt ein unübertreffliches Porträt schwarzer Romantik entworfen, kaum weniger eindrucksvoll ist seine Schopenhauer-Biographie (1987), die Staunen über das gleichzeitig Ungleichzeitige von Schopenhauer und dem deutschen Idealismus erregt. Auch seine Nietzsche-Biographie, im Centenariumsjahr 2000, ist im Leichten tiefschürfend, was Nietzsche nur gemäß ist. Zu heuristischen Zwecken unterschied Safranski bei Nietzsche zwischen einem Kammerspielton und einer Welttheater-Tonlage, die Gott und das Christentum in die Schranken wies. An einer groß angelegten Heidegger-Biographie versuchte er sich 1994: Allerdings zeigten sich die Grenzen einer essayistischen Darstellung an einem Anfangs-Denker, der mit Kategorien des feuilletonistischen Zeitalters nicht zu fassen ist. Das schwächste seiner Bücher legte er rechtzeitig zum Schiller-Jahr 2005 vor: Safranski verkennt Tiefendimensionen, er fertigt Schillersche Gedanken allzu schnell und routiniert mit anachronistischen Formeln ab. Safranski verfügt ohne Zweifel über ein sensibles Gespür für die Themen der Zeit, er scheut sich nicht, philosophische Grundfragen mit leichter essayistischer Feder zu streifen. Immer scheint er von Alexander Popes Einsicht geleitet, daß der Mensch des Menschen einziger und vornehmster Studiengegenstand sei: In Essaybänden hat er gefragt, wieviel Wahrheit der Mensch brauche oder wieviel Globalisierung er vertrage. Am weitesten in zerklüftetes spekulatives Gelände drang Safranski mit einer essayistischen Annäherung an das Böse oder das Drama der Freiheit hervor. Safranski formuliert stets pointiert, doch spinnt er sich nicht in Wortkaskaden ein. Serenität, Skepsis, aber auch ein Grundoptimismus und Nietzschesches Pathos der Distanz zeichnen die öffentliche Person Rüdiger Safranski aus. Den roten Faden, den er verfolgt, hat er gelegentlich so charakterisiert: „Wie läßt sich – in säkularisierter Zeit – der Absturz in die Banalität verhindern?“ Uneingeschränkt zustimmen wird man ihm, wenn er zu Protokoll gibt: „Philosophie macht die Welt geräumig. Sie ist Raumgewinn.“

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