Die Zeit drängt für die heimatverbliebenen Deutschen in Polen. Wollen sie ihre Identität als Volksgruppe nicht verlieren, gilt es zu handeln und deutsche Schulen zu gründen, wie es analog die polnische Minderheit in Litauen vorgemacht hat. Obwohl unsere Landsleute jenseits von Oder und Neiße seit 1991 als nationale Minderheit anerkannt und durch die polnische Bildungsverordnung von 2007 mit allen Rechten auf muttersprachlichen Schulunterricht versehen sind, ist es um ein deutschsprachiges Schulwesen in der Republik Polen noch immer schlecht bestellt: Ein solches existiert nicht, deutschen Kindern in polnischen Schulen droht die völlige Polonisierung.
Ein bescheidener Schritt hin zur Besserung wurde dieser Tage mit dem Pilotprojekt deutscher Samstagsschulen getan. Besser jetzt schnell in eigener Regie etwas Hilfreiches aufbauen, als in einem jahrelangen Zermürbungskampf mit den widerwilligen polnischen Behörden um staatliche deutschsprachige Grundschulen weiter Zeit zu verlieren, werden sich die Oppelner Initiatoren gesagt haben. Optimal ist das nicht, aber aus Sicht von drüben verständlich: Keine nationale Minderheit in Polen bekommt aus ihrem Mutterland sowenig Rückhalt wie die deutsche – in Schlesien weiß man genau, daß Berlin zu feige ist, wegen der Auslandsdeutschen mit Warschau einen Konflikt zu riskieren.