Wenn man in diesen Wochen in die Zeitung schaut, kann man den Horror kriegen: die Wirtschaft stürzt ab, die Banken gehen pleite, die Aktien sind bald nichts mehr wert, alles wird schwarz in schwarz gemalt. Und der Kanzlerin wird, weil sie angeblich zu wenig dagegen tut, in einem Nachrichtenmagazin vorgeworfen, sie zaudere und sei mutlos. Es stimmt, daß die Rezession auch in Deutschland begonnen hat und daß es Jahre dauern wird, bis die Banken saniert sind. Aber wenn der Teufel bereits im Raum steht, sollte man ihn nicht auch noch an die Wand malen. Angst und Hysterie sind keine guten Ratgeber, blinder Aktionismus ist ein schlechtes Rezept. Und im übrigen können sich die Aktienmärkte durchaus einmal für ein paar Wochen oder Monate erholen. Eine solche Krise verläuft schubweise, nicht linear. Angela Merkel handelt richtig, wenn sie zu den Pariser und Brüsseler Plänen für eine europäische Wirtschaftsregierung und Konjunkturpolitik Distanz hält. Sie hat offenbar begriffen, daß es der EU-Kommission primär um Machterweiterung geht und den europäischen Partnern darum, Berlin die Hauptlast des vorgeschlagenen 200-Milliarden-Programms aufzubürden. Im Vergleich zu anderen Nationen steht Deutschland in der Krise gar nicht so schlecht da. Unsere Volkswirtschaft ist nicht auf Kapitalimporte angewiesen wie die der Osteuropäer oder der USA. Sie leidet nicht unter einer hausgemachten Immobilienblase wie Großbritannien oder Spanien. Der Staat steuert noch nicht auf den Bankrott zu wie möglicherweise Griechenland oder Rumänien. Und aus den deutschen Fabriken kommen immer noch erstklassige Produkte, die die Welt braucht und die nach dem Ende der Wirtschaftskrise wieder stärker nachgefragt werden. Oder vergleichen wir einmal Deutschland mit der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA. Dort haben jetzt die Arbeitsplätze in dem extrem teuren und ineffizienten Gesundheitswesen diejenigen in der Industrie erstmals übertroffen. Anders als die Deutschen leben die Amerikaner auf Pump. Amerika hat sich selbst de-industrialisiert. Daß die industriefeindliche Politik von Ypsilanti und Genossen auf dasselbe hinausläuft, war der eigentliche Kern der Kritik Wolfgang Clements. Deutschland hat gute Chancen, mit einem verdienten Vorsprung aus der Krise hervorzugehen. Daß unser traditionelles Produktionsregime dem angelsächsischen Finanzkapitalismus überlegen ist, sollte Anlaß zu mehr Selbstbewußtsein und Zuversicht geben. Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des DeutschlandBriefes und des Finanzdienstes G&M.
- Deutschland