Angesichts der bekanntgewordenen Folterungen muß eine Bürgerpetition gestartet werden, in der die österreichische und die europäische Bevölkerung ihren Unmut zu den Greueltaten im Irak zum Ausdruck bringen kann. Die brutalen Menschenrechtsverletzungen sind die schockierende Folge der rücksichtslosen Irak-Politik der USA, die nichts anderes ist als die Fortsetzung der Kanonenboot-Politik des 19. Jahrhunderts mit anderen Mitteln. Ein sofortiger Truppenabzug der Amerikaner ist unumgänglich. Gerade weil auch EU-Staaten wie Großbritannien an diesem menschenverachtenden gewissenlosen Abenteuer beteiligt sind, darf die Europäische Union nicht länger tatenlos zusehen und muß endlich ihre Stimme erheben. Die EU muß mit einer Stimme sprechen und nicht nur die USA, sondern auch ihre Mitgliedsstaaten zur Räson rufen. Britische, polnische und italienische Truppen haben im Irak genausowenig zu suchen wie die Amerikaner. Im Irak muß man so rasch wie möglich freie Wahlen abhalten. Das Land muß sein Schicksal unter Kontrolle der Uno und unter Mithilfe der Nachbarstaaten selbst in die Hand nehmen. Es darf nicht weiter zum Spielball ausländischer Besatzungsmächte verdammt sein. Die Kriegsverbrechen müssen sofort geahndet und alle Fakten darüber veröffentlicht werden. Das, was bis jetzt an die Öffentlichkeit gedrungen ist, stellt vielleicht nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs dar. Österreich soll hochoffiziell die Kriegsverbrechen verurteilen, den Truppenabzug aus dem Irak verlangen und die Europäische Union zu einer eindeutigen Haltung bewegen. Nur wenn endlich gehandelt wird, gibt es Hoffnung für den Irak. Dr. Hans Kronberger ist Europaabgeordneter der Gruppe der FPÖ und Spitzenkandidat der Freiheitlichen für die Wahlen zum Europäischen Parlament. Die Amerikaner sind als ungebetene „Befreier“ in den Irak eingefallen; ihre Befreiungsstrategie ist gründlich gescheitert. Sie haben ihren Kredit restlos verspielt, auch bei den Exilirakern, die zunächst aufatmeten, als der Despot entmachtet und die herrschende Clique aus ihren Ämtern gejagt wurde. Doch das US-Militär, Führung und Truppen – die Sendboten der Freiheit -verhalten sich arrogant, ignorant und ohne jede Spur von Sozialkompetenz. Dies ist die gleiche Mentalität, mit der einst die Sowjets in ihren Vasallenstaaten die Menschen zur Zweitrangigkeit degradierten. Saddams Folterknechte in Abu Gharib wurden nur durch US-Soldaten abgelöst. Diese Art Soldateska bringt die westliche Welt ins Gerede und beschmutzt die hehren Prinzipien Amerikas und damit auch Europas. Der gesamte Westen zahlt schon jetzt den Preis. Diese Besatzungstruppen und Söldnerheere sollten besser heute als morgen den Rückzug antreten. Ich meine auch, daß amerikanische Soldaten nicht ihr Leben lassen sollten, nur um die Halliburton-Kolonien eines Dick Cheney zu schützen. Der Irak hat unter dem mörderischen Tyrannen jahrzehntelang gelitten, zusätzlich seit 1990 unter der von der UN verhängten „Kontinentalsperre“ mit ihren gräßlichen Folgen – Unterernährung von Teilen der Bevölkerung, hoher Kindersterblichkeit, medizinischer Unterversorgung – und leidet seit der Invasion unter dem Kriegsrecht und dem von den Anglo-Amerikanern angerichteten Chaos. Kann es noch schlimmer werden? Für Amerika droht ein Ende wie damals in Saigon. Das kann niemand in Europa wollen. Ob es uns gefällt oder nicht – die industrialisierte Welt lebt in einer Schicksalsgemeinschaft: Old Europe & America. Ein überstürzter Rückzug wäre eine Einladung für religiöse und separatistische Desperados. Ministerialrat Harald M. Bock ist Generalsekretär der Deutsch- Arabischen Gesellschaft (DAG).
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