Zu wenig Studenten in Deutschland? Bei über zwei Millionen Studenten im laufenden Wintersemester und einer Viertelmillion arbeitsloser Akademiker will man dem Verdikt der OECD kaum glauben, wenn man in die überfüllten Hörsäle deutscher Hochschulen schaut. 36,5 Prozent Studienanfänger in diesem Jahrgang, im OECD-Durchschnitt 47 Prozent; 19 Prozent Hochschulabsolventen pro Alterskohorte in der Bundesrepublik, 30 Prozent im Mittel der Industriestaaten – das klingt nach Krise. Akademiker ist indes nicht gleich Akademiker. In der betrieblichen Ausbildung werden deutsche Fachkräfte oft besser und praxisnäher qualifiziert als anderswo Absolventen einer verschulten Ausbildungsstätte, die nur dem Namen nach Universität heißt. Dafür werden die Universitäten mitunter von allerlei Spaßstudenten und Nichtstudierfähigen bevölkert, die sich nur mangels Alternative ein Gratisstudium auf Kosten der Steuerzahler gönnen. Den steigenden Fachkräftebedarf einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft können neue Formen wie die dual organisierten Berufsakademien möglicherweise besser decken als eine mit pseudoangelsächsischen und wesensfremden „Bachelors“ und „Masters“ aufgepeppte Alma Mater. Die universitas dagegen muß wieder vorrangig Stätte der Wissenschaft werden – mit strengen Auswahlkriterien, aber auch mit den entsprechenden geistigen und materiellen Freiräumen. Humboldts Schiff muß Ballast abwerfen – sonst sinkt es.