MÜNCHEN. Das bayerische Kultusministerium hat den Lehrplan für das Fach Geschichte in der Oberstufe erheblich gekürzt und umstrukturiert. Fortan wird das Thema Nationalsozialismus auf den Holocaust reduziert.
Hintergrund ist die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium. So sind im neuen Lehrplan in den zwei Jahren der Oberstufe nur noch sieben Schulstunden zur Weimarer Republik und genauso viele zur Geschichte des Nationalsozialismus vorgesehen.
Dabei beschränke sich die Behandlung des letzteren auf Holocaust, Antisemitismus und Propaganda. Die Außenpolitik des „Dritten Reiches“, Organisation und Aufbau des NS-Staates sowie der Zweite Weltkrieg sollen in der Oberstufe nicht mehr unterrichtet werden.
Zehn Unterrichtsstunden für das Thema Nahostkonflikt
Dafür scheinen die Thesen des Historikers Götz Aly von „Hitlers Volksstaat“ Einzug in den Lehrplan gehalten zu haben. So heißt es an einer Stelle: „Für eine vertiefte Beschäftigung mit der NS-Zeit konzentrieren sich die Schüler auf das Zentralproblem des Holocaust und das damit in engerem Zusammenhang stehende Modell der ‘Volksgemeinschaft’, welches trotz der Unrechtspolitik des diktatorischen Regimes vielen Deutschen als attraktives Identifikationsangebot erschien.“
Auch beim Thema Weimarer Republik würden lediglich deren Schlußjahre, ihr Untergang und der Weg in den Nationalsozialismus behandelt. Auf den Ersten Weltkrieg, die Nachkriegswirren und die Außenpolitik der Republik soll dagegen nicht mehr eingegangen werden. Und auch Versailles wird lediglich als „Diffamierungsparole“ der Republikgegner behandelt.
Dagegen räumt man dem Nahostkonflikt allerdings zehn Unterrichtsstunden ein. Bei den Schülern solle laut Lehrplan dadurch die Erkenntnis reifen, „daß sich herrschaftliche, wirtschaftliche, religiöse, nationalistische, machtpolitische und ideologische Konflikte in diesem Raum zu einem immer komplexer werdenden Problembündel verdichtet haben, das nur unter Berücksichtigung der historischen Wurzeln verstanden werden kann.“