BERLIN. Der Kabarettist Dieter Hallervorden hat den Vorwurf, er bediene durch die Besetzung von schwarz angemalten weißen Schauspielern rassistische Vorurteile, scharf zurückgewiesen. In seiner Gedankenwelt sei kein Platz für Rassismus, sagte Hallervorden. „Die Art und Weise, wie unserem Theater in diesem Zusammenhang gedroht wird, entspricht nicht meinem Verständnis von zivilisierter Auseinandersetzung.“
Der Komiker betonte, es habe sich kein Schwarzer gefunden, der die Rolle des Schwarzen Midge im Theaterstück „Ich bin nicht Rappaport“ übernehmen konnte. „Denken wir die Vorwürfe zu Ende: Darf Hallervorden einen Juden spielen, obwohl er kein Jude ist? Darf Sigmar Gabriel sich für Maßnahmen gegen den Hunger in der Welt einsetzen, obwohl er über Leibesfülle verfügt?“
Angriff auf demokratische Grundsätze
Den Kritikern riet er, sich erst kundig zu machen, „bevor die Sicherungen durchbrennen, nur weil ihr auf einem Plakat einen Weißen seht, der schwarz geschminkt ist“. Das Stück werde deswegen unverändert im Berliner Schloßpark-Theater aufgeführt.
Ähnlich argumentierte Evangelia Epanomeritaki von der Theaterleitung: „Es geht nicht an, daß Bürger und auch die Kunst gezwungen werden sollen, eine Definition des Rassismus anzunehmen, die von einer Gruppe von Menschen im Internet als allgemeingültig und ausschließlich behauptet wird.“ Die Schlußfolgerung, wer dieser Definition nicht zustimme, sei ein Rassist, widerspreche demokratischen Grundsätzen und der Freiheit in der Kunst, sagte Epanomeritaki.
Kritik der „Initiative Schwarze Deutsche“
Zuvor hatte die „Initiative Schwarze Deutsche“ die Rollenbesetzung scharf kritisiert. In der Haltung des Theaters zeige sich die „völlige Ignoranz betreffs rassistischer Traditionen und ihres historischen Kontextes“, bemängelte Sheila Mysorekar. Auch die linksextreme Internetseite publikative.org, die aus dem npd-blog.info hervorgegangen und von Patrick Gensing verantwortet wird, kritisierte die Darstellung.
In einem Beitrag beklagen Andreas Strippel und Andrej Reisin das angeblich „rassistische Stilmittel“. Die Theaterführung wolle offenbar nicht verstehen, „daß ein rassistischer Diskurs nicht nur in der rüden Pöbelei von Hardcore-Rasse-Theoretikern zu finden ist, sondern, daß eben auch Praktiken wie Blackface den Ausschluß aus der Mehrheitsgesellschaft befördern“. (ho)