LONDON. Die Drohung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Armenier aus der Türkei auszuweisen, hat für heftige Reaktionen gesorgt. Hintergrund der Aussagen des Premiers sind eine Debatte im amerikanischen Kongreß sowie eine Resolution des schwedischen Reichstages, wonach die Verfolgung und Ermordung der Armenier im Zuge des Ersten Weltkriegs als Völkermord zu bewerten sei.
Derzeit leben rund 170.000 Armenier in der Türkei. In einem Gespräch mit der BBC sagte Erdogan, daß nur 70.000 dieser Armenier die türkische Staatsbürgerschaft besitzen, die anderen würden nur toleriert werden. „Morgen könnte ich vielleicht diesen 100.000 Armeniern sagen, in ihr Land zurückzugehen, wenn es notwendig wird. Ich muß sie nicht in meinem Land behalten“, sagte Erdogan
Wortwahl erinnert an „Deportation“ von 1915
„Wenn der türkische Ministerpräsident sich solche Äußerungen herausnimmt, werden bei uns unwillkürlich Erinnerungen der Ereignisse von 1915 wach“, zitiert die BBC den armenischen Ministerpräsidenten Tigran Sarkisian. Dabei sorgte besonders Erdogans Wortwahl für Mißstimmung. Auch der Völkermord der Armenier, durch den rund anderthalb Millionen Menschen umkamen, wird von der Türkei offiziell als „Deportation“ bezeichnet.
Inzwischen versucht der amerikanische Präsident Barack Obama, die Armenier-Resolution doch noch zu verhindern. Es werde allerdings keine Absprache mit den demokratischen Kongreßabgeordneten geben, sagte der stellvertretende Staatssekretär Philip Gordon. „Der Kongreß ist ein unabhängiges Organ, und sie werden das tun, was sie entscheiden.“ Im Wahlkampf hatte sich Obama noch für eine Resolution ausgesprochen. (FA)