Schon eine Weile nichts mehr gehört vom weiteren Gedeihen des Gender-Mainstreaming-Unfugs – da läuft mir diese kleine Agenturmeldung über den Weg: Schweden schafft die Frauenquote an den Universitäten wieder ab – weil sie Frauen benachteiligt.
Natürlich nur an den Fakultäten, die schon vor der Einführung von Minderheitenquoten im Jahr 2003 von Studentinnen dominiert waren. Psychologie oder Veterinärmedizin zum Beispiel: In diesen bei Frauen beliebten Studiengängen seien in letzter Zeit wegen der Fünfzig-Prozent-Quote bevorzugt Männer zugelassen worden, obwohl es mehr qualifizierte Frauen als Männer für die Studienplätze gegeben habe.
Und das darf natürlich nicht sein, schreibt der schwedische Hochschulminister Tobias Krantz in der Zeitung Dagens Nyheter. Denn: „Das Bildungssystem sollte Türen öffnen und sie nicht motivierten jungen Frauen vor der Nase zuschlagen.“
Planungsbürokratische „Gleichberechtigung“
Aha. Und was ist mit jungen Männern, die ihr, sagen wir mal, humanmedizinisches oder ingenieurwissenschaftliches Studium nicht aufnehmen können, weil sie trotz Motivation und Qualifikation wegen der Frauenquote nicht zum Zuge kommen? Wenn denen im Namen der planungsbürokratischen „Gleichberechtigung“ das Bildungswesen die Tür vor der Nase zuschlägt, ist das dann in Ordnung?
Wir wissen nicht, ob in Schweden auch männliche Quotenopfer vor Gericht gegangen sind. Den Umdenkprozeß des schwedischen Hochschulministers hat, neben der in solchen Ämtern zwingend erforderlichen politisch korrekten Gender-Gesinnung, offenbar vor allem die erfolgreiche Klage von 44 jungen Frauen befördert, die gegen die Verweigerung des gewünschten Studienplatzes aufgrund ihres Geschlechts vor einem schwedischen Gericht geklagt und recht bekommen hatten.
Der schwedische Minister hat eine im Prinzip richtige Maßnahme falsch begründet und damit unfreiwillig zwei Grundwahrheiten bestätigt. Zum einen: Das „Gender- Mainstreaming“- und „Gleichstellungs“-Unwesen hat nichts mit Chancengleichheit zu tun, im Gegenteil: Es geht um knallharte, auf einseitige Privilegiensicherung und institutionalisierte Bevorzugung ausgerichtete Lobbypolitik – vorhandene Vorteile behalten und neue dazugewinnen. Auf daß einige eben gleicher seien als die anderen.
Qualität und Niveau sinken
Das gilt nicht nur beim Zugang zu schwedischen Fakultäten und Studiengängen, sondern in der ganzen Berufswelt. Von der Forderung nach Frauenquoten bei Müllabfuhr oder Kampftruppen hat man schließlich ebensowenig gehört wie vom Ruf nach Männerquoten in den komfortablen Bürojobs der öffentlichen Verwaltungen oder in den Lehrerkollegien unseres durchfeminisierten Bildungssystems, in dem die strukturelle Benachteiligung der Jungs schon lange nicht mehr zu leugnen ist.
Und zweitens: Auch „positive Diskriminierung“ ist Diskriminierung. Privilegierungsquoten schaden allen: Den Benachteiligten sowieso, aber auch den Begünstigten, weil sie protektionistisch zumindest teilweise vom Leistungswettbewerb freigestellt werden, und letztlich der Allgemeinheit, weil Qualität und Niveau dadurch insgesamt gesenkt werden.