Der Publizist Henryk M. Broder hat angekündigt, für das Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland zu kandidieren. In einem Beitrag für den Tagesspiegel schreibt der in Berlin lebende Autor, er strebe bei den Wahlen im kommenden Jahr die Nachfolge von Charlotte Knobloch auch deswegen an, „weil sich die offizielle Vertretung der Juden in Deutschland in einem erbärmlichen Zustand“ befinde.
So trete der Zentralrat fast ausschließlich als „Reue-Entgegennahme-Instanz“ auf und äußere sich „inflationär zu allem und jedem“. Es könne nicht „die Aufgabe des Zentralrates sein, sich als das gute Gewissen Deutschlands aufzuführen“.
„Keine partikularen jüdischen Interessen“
Broder kritisierte vor allem den Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, der den ehemaligen Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) „wegen dessen kritischen Äußerungen über integrationsunwillige Migranten in eine Reihe mit Hitler und Goebbels gestellt und sich bald darauf für diese Entgleisung auf eine Weise entschuldigt“ habe und damit „vor allem eines demonstrierte: daß er keine Ahnung hat, wovon er redet“.
Weiter schreibt Broder: „Ich werde mich dafür einsetzen, daß Holocaustleugnung als Straftatbestand aufgehoben wird. Das Gesetz war gut gemeint, hat sich aber als kontraproduktiv erwiesen, indem es Idioten dazu verhilft, sich als Märtyrer im Kampf um die historische Wahrheit zu inszenieren.“
Broder zeigte sich überzeugt, daß es „keine partikularen jüdischen Interessen gibt“. Stattdessen seien „Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat“ die Werte, die es offensiv zu verteidigen gelte. (vo)