Der frühere US-Außenminister James Baker, der 1990 bei den "Zwei-plus-Vier-Verhandlungen" als starker Fürsprecher der deutschen Einheit auftrat, hat nun im Namen einer scheinbar überparteilichen Kommission einen umfassenden Gesamtplan für die Änderung der US-Politik im Mittleren Osten vorgelegt.
Seit 1992 ist James Addison Baker III wieder hauptberuflich als Anwalt tätig. Er ist einer der Inhaber der großen, einflußreichen Houstoner Anwaltskanzlei Baker-Botts – mit insgesamt 700 Juristen und Niederlassungen in Austin, Baku, Dallas, London, Moskau, New York, Riad, Dubai und Washington und einem Jahreseinkommen von 365 Millionen Dollar. Und bezüglich des Nahen und Mittleren Osten ist der 76jährige alles andere als neutral. Schon während seiner Amtszeit unter Präsident George Bush sen. machte der langjährige Freund der Bush-Familie durch offen pro-arabische und anti-israelische Bemerkungen auf sich aufmerksam.
Baker ist auch ein langjähriger Freund und Berater des saudischen Königshauses. Der frühere saudiarabische Botschafter in Washington, Prinz Bandar bin Sultan – Jagdpartner von Bush sen. und Baker -, hat sogar in die Kanzlei Baker-Botts erheblich investiert.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten Familien von Opfern Klage auf Entschädigung bei US-Gerichten gegen führende Persönlichkeiten Saudi-Arabiens eingereicht – 16 der 19 Attentäter waren saudische Staatsangehörige. Zwei Beklagte, Verteidigungsminister Prinz Sultan und der Gouverneur von Riad, Prinz Salman, haben James Baker mit ihrer Verteidigung beauftragt.
Es ist also durchaus logisch, daß jetzt – wo Vater Bush zur "Rettung" seines Sohnes eingegriffen hat – Baker versucht, eine neue, eindeutig pro-arabische Linie für die US-Außenpolitik zu diktieren. Auch der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates ist übrigens ein Gefolgsmann von Bush sen. Das umfangreiche Konvolut der Baker-Kommission hat dennoch wohl keine Chance, in Politik umgesetzt zu werden. Denn die Vorschläge sind auf breite Ablehnung gestoßen.