Wo möchten Sie am liebsten sein?
Ich bin gerade für ein paar Tage am Bodensee und kann mir jetzt im Herbst keinen schöneren Ort vorstellen.
Wofür lassen Sie alles stehen und liegen?
Es ist eins der Privilegien des freien Schriftstellers, daß er nichts stehen und liegen lassen muß, daß er Zeit hat, Dingen auf den Grund zu gehen, statt von einem zum anderen zu eilen.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Heimat ist das Dorf, in dem ich geboren bin, und die Stadt, in der ich lebe, und der Umkreis, den ich zu Fuß erreichen kann.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Meine Familie, meine Bücher, meine Freunde, nicht viel mehr.
Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben?
Die Gewißheit, daß es gut ist, daß es mich gibt.
Welches Buch hat Sie nachhaltig beeinflußt?
Die Gesamtheit der Bücher, die ich gelesen habe. Ich mag keinem den Vorzug geben.
Welche Musik mögen Sie?
Gefühlsintensive Musik, das kann Jazz sein oder Klassik, zeitgenössische Musik oder Volksmusik.
Welches Ereignis ist für die Welt das einschneidendste gewesen?
Es gibt nicht „die Welt“. Ereignisse sind nur für Menschen einschneidend, für jeden andere und wohl vor allem private. Eine Liebe, die Geburt eines Kindes, ein Todesfall bewegen uns mehr als irgendeine Erfindung oder eine Entdeckung.
Was möchten Sie verändern?
Mein sechsjähriger Sohn wünscht sich eine Welt ohne Autos. Keine schlechte Idee, finde ich.
Woran glauben Sie?
An das Gute im Menschen. Und an die Physik.
Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben?
Liebe zu sich selbst, zu anderen und zur Welt, zur Natur. Selbständigkeit, Mut und Humor.
Welche Bedeutung hat der Tod für Sie?
Er ist — wie die Geburt — ein großes Rätsel. Aber ich habe nicht den Anspruch, ihn zu verstehen. Ich hoffe nur, daß er noch eine Weile auf sich warten läßt.
Peter Stamm, 45, Schweizer Schriftsteller und Journalist, verfaßte Erzählprosa, Hörspiele und Theaterstücke, darunter den Roman „An einem Tag wie diesem“ (2006).
