Es ist irritierend: Droht Europa ein Wiedererstarken der Religion, eine sich ausbreitende Gottlosigkeit, oder wäre statt von einer religiösen Gefährdung von einem etwaigen Segen zu sprechen? Ein aufklärerisches Licht in diese komplexe Gegenwart wirft der Arte-Themenabend mit dem bilanzierenden Titel: „Wie christlich ist Europa?“ Ausgangspunkt der Sendung ist die Sonderstellung Frankreichs, das als einziges EU-Land noch laizistisch verfaßt ist. Doch inzwischen wird das aus dem Jahr 1905 stammende Gesetz zur Trennung zwischen Staat und Kirche immer häufiger attackiert oder umgangen: zum einen durch Staatspräsident Sarkozy, der sich zum Fürsprecher religiöser Werte macht, zum anderen durch den Vormarsch des Islamismus. In der Dokumentation „Die Religionen und die Res Publica, ein neuer Streit?“ werden beispielhaft insbesondere die Vorboten des Morgenlandes im christlichen Abendland reflektiert. So finanzierte der Bürgermeister von Roubaix einen Bus, mit dem Jugendliche zu einem Treffen radikaler Muslime nach Paris fahren konnten. Die, welche lauthals gegen diese staatliche Beihilfe protestierten, werden heute mit dem Tode bedroht. Wenngleich einzelne kleine Arrangements noch harmlos wirken mögen, zusammen betrachtet sind sie Bestandteil einer gefährlichen Tendenz. Europäische Heimstatt der islamischen Propagandamaschinerie ist die britische Hauptstadt, wo die dubiosen Organisationen staatlichen Schutz genießen. Zur Veranschaulichung tragen Bilder aus London von einem halboffiziell tagenden Scharia-Gericht bei, wo verstoßene Frauen auf das Urteil des Imam warten. In der anschließenden Dokumentation „Was wird aus unseren christlichen Wurzeln werden?“ finden sich EU-Abgeordnete und Mitarbeiter zum Gebet zusammen — in der extra ihnen gewidmeten „Kapelle für Europa“, womöglich um hier den fehlenden Gottesbezug des Verfassungsentwurfs zu suchen.