S ie kennen Valerie Bergner nicht? Nun, wir kennen sie auch nicht, gleichwohl sie uns ab und zu Briefe schickt, zusammen mit ihren Schwestern und Brüdern, zu denen auch Gerd Schneider zählt, der ein Beispiel dafür gibt, wie er aus selbigem nicht herauskommt. Denn die 67 Einsendungen, die wir bislang gezählt haben, stammen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alle von ein und demselben Leser-briefschreiber und sind – trotz des stupenden Erfindungsreichtums hinsichtlich Namen- und Ortsangabe – von recht einfältiger Manier. So zeichnen sich alle Pseudonyme durch einen entwaffnenden Wiedererken-nungswert aus, der so offensichtlich ist wie der gleichbleibende linke Rand des Texteinzugs. Einer der ältesten Briefe stammt von Herrn Obdach. Nomen est Omen. Denn der Fake, der regelmäßig bei uns eintrifft, liegt sprachlich nahe am Fakir. Dieser aus dem Arabischen kommende Begriff wandelte sich im Gebrauch zur Bezeichnung für heimat- und besitzlos umhervagabundierende hinduistische Asketen sowie Gaukler, die den Aberglauben der frommen Bevölkerung ausnutzen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hier hingegen verdient man sich nur einmaliges Obdach in dieser Rubrik. Brief Nummer 68 ist bereits für das Nirwana vorgemerkt. Christian Dorn