WIESBADEN. Der Berg offener Verfahren bei Deutschlands Staatsanwaltschaften hat sich im Jahr 2024 weiter vergrößert – um drei Prozent auf 950.900 Fälle. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Damit erreichte der Rückstand den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2014.
Im vergangenen Jahr wurden rund 5.491.700 neue Ermittlungsverfahren in Strafsachen eingeleitet, während 5.464.300 abgeschlossen werden konnten. Weil also etwas mehr Verfahren neu hinzukamen als erledigt wurden, wuchs der Bestand weiter an.
Zum Vergleich: Ende 2020 lag die Zahl unerledigter Ermittlungen noch bei 709.400 – seither hat sie sich um mehr als ein Drittel erhöht.
Mehrheit der Verfahren endet ohne Anklage
Wie schon in den Jahren zuvor wurde der überwiegende Teil der Ermittlungen von der Polizei angestoßen (rund 83 Prozent). Doch nur ein kleiner Bruchteil führt tatsächlich vor Gericht: Rund 60 Prozent aller Verfahren endeten 2024 mit einer Einstellung, meist wegen fehlenden Tatverdachts oder Geringfügigkeit. Etwa sieben Prozent mündeten in eine Anklage, rund zehn Prozent in einen Strafbefehl. Die übrigen knapp 24 Prozent wurden auf anderem Wege erledigt, etwa durch Verbindung mit anderen Strafsachen oder Abgabe an andere Behörden.
Den größten Anteil unter den abgeschlossenen Ermittlungen stellten Eigentums- und Vermögensdelikte mit rund 1.547.000 Fällen (28 Prozent). Straßenverkehrsdelikte machten 17 Prozent aus, Straftaten gegen Leben und körperliche Unversehrtheit etwa zehn Prozent.
Besonders auffällig war der Rückgang bei den Verfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz: Mit rund 315.000 Fällen wurden hier rund ein Viertel weniger abgeschlossen als im Vorjahr. Ursache sei, so das Bundesamt, die Teil-Legalisierung von Cannabis seit April 2024. Künftig sollen Verstöße nach dem neuen Konsum- und Medizinal-Cannabisgesetz getrennt erfasst werden. (rr)